Postmitarbeiter mit höchsten Fehlzeiten – Der neue BKK-Gesundheitsreport

Am 27.11.14 veröffentlichte der BKK-Dachverband den neuen Gesundheitsreport 2014, der das Jahr 2013 hinsichtlich der Arbeitsunfähigkeitsdaten (AU-Daten) von ca. 4 Millionen BKK-Mitgliedern näher untersucht.
Der Trend der letzten Jahre setzte sich auch im Jahr 2013 fort, so dass die durchschnittlichen AU-Tage von 16,6 (2012) auf 17,8 AU-Tage (2013) stiegen. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen, verursacht durch eine ungewöhnlich starke Grippe-Welle zum Beginn des Jahres, vor allem die Erkrankungen des Atmungssystems zu. Seit 2006 stieg damit die AU-Dauer pro Versicherten um +5 Tage. Das entspricht einer Zunahme der bundesweiten Fehlzeiten-Quote von 3,51 % (2006) auf 4,88 % (2013). Einer der Hauptgründe hierfür ist der demographische Wandel.

 

bkk-au-tage_1976-2013


Regionale Trends:

Deutliches Gefälle zwischen Ost und West sowie Nord und Süd

In der näheren Betrachtung lässt sich ein deutliches Ost-West- & Nord-Süd-Gefälle erkennen. Mit 21,2 AU-Tagen (Ost) im Vergleich zu 17,4 AU-Tagen (West) wird dies am deutlichsten. Führende Bundesländer sind hierbei Brandenburg (21,9 AU-Tage) und Sachsen-Anhalt (21,6 AU-Tage) mit den höchsten Werten im Vergleich zu Baden-Württemberg (15,4 AU-Tage) und Bayern (16,4 AU-Tage) mit den niedrigsten Zahlen.

 

bkk-au-tage_landkreise2013

 


Krankheitsarten-Vergleich:

Wenig Rücken in Baden-Württemberg & viel Psyche in Schleswig-Holstein

Als Ursache der Arbeitsunfähigkeit führen, wie auch in den vergangenen Jahren, mit 25,2 % Muskel-Skelett-Erkrankungen, gefolgt von 16,2 % Erkrankungen des Atmungssystems. Auf Platz 3 mit 14,7 % folgen die psychischen Störungen. Hierbei zeigen die Baden-Württemberger auffällig geringe Rücken-Erkrankungen und die Schleswig-Holsteiner auffällig hohe Erkrankungsraten aufgrund psychischer Störungen. Auch wenn die psychischen Störungen aufgrund der Grippewelle im Jahr 2013 auf Platz 3 zurück rutschten, wurde mit 261 AU-Tagen pro 100 Mitglieder (2013) im Vergleich zu 244 AU-Tagen pro 100 Mitglieder (2012) der bisher höchste Stand verzeichnet.

 

Damit haben sich die Zahlen von 1976 bis 2013 mehr als verfünffacht. Psychische Störungen stehen mittlerweile auf Platz 1 bei der Falldauer – mit 40,1 AU-Tagen pro Fall liegen sie noch vor den Krebserkrankungen (35,8 AU-Tage) und den Herz-Kreislauf-Erkrankungen (22,5 AU-Tage). Zusammen mit den Muskel-Skelett-Erkrankungen sind sie mit insgesamt 53,9 % aller AU-Tage für über die Hälfte der Falldauern verantwortlich. Besonders deutlich wird bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen der Alterszusammenhang. Diese verzehnfachen sich mit zunehmendem Alter. Ein besonderer Anstieg ist ab der Altersgruppe 35-39 Jahren zu sehen. Aber auch die Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigen ab der Altersgruppe von 40-44 Jahren einen überdurchschnittlichen Anstieg. Wohingegen bei den psychischen Störungen bis zum 55. Lebensjahr ein kontinuierlicher Anstieg sichtbar wird. Aufgrund einer Änderung des Kodierungsverfahrens konnte für das „Burnout-Syndrom“ eine Abnahme der Prävalenz verzeichnet werden.

 

krankheitsarten-bkk-gesundheitsreport2014


Branchenvergleich:

Höchste Fehlzeiten im Postdienst & bei der Abfallbeseitigung

Bei der Branchenbetrachtung werden große Unterschiede deutlich. Am seltensten krankheitsbedingt arbeitsunfähig werden mit nur 956 AU-Tagen pro 100 Mitglieder diejenigen, die im Bereich Informationsdienstleistung und Datenverarbeitung tätig sind. Im Vergleich hierzu fehlen Postdienstmitarbeiter 2.453 Tage und Mitarbeiter der Abfallbeseitigungs- & Recycling-Branche 2.286 Tage pro 100 Mitglieder. Eine ähnlich hohe Statistik zeigt sich auch bei Bahnbegleitern und Gleisbauarbeitern, auch wenn diese im BKK-Report nicht aufgeführt sind, da die Daten der Deutschen Bahn nicht mit in die Statistik einfließen. Branchenspezifische Unterschiede zeigen sich hier auch hinsichtlich der Krankheitsarten. So leiden z.B. Mitarbeiter des Sozialwesens am häufigsten unter psychischen Störungen und Mitglieder aus der Land- & Forstwirtschaft dagegen am wenigsten daran.

 


Fazit

Insgesamt setzt sich der Trend der letzten Jahre fort. Lediglich die überdurchschnittlich lang anhaltende Grippewelle zu Beginn des Jahres 2013 sorgte für leichte Veränderungen hinsichtlich der Erkrankungen des Atmungssystems. Rückenerkrankungen und psychische Störungen bleiben die Hauptursache für eine zum Teil lange Krankheitsdauer und sollten damit auch im Fokus der betrieblichen Gesundheitsförderung und eines Gesundheitsmanagementsystems stehen. Die hauptsächlich durch den demographischen Wandel und eine älter werdende Belegschaft verursachten AU-Tage werden wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Ein verstärktes Engagement im Betrieblichen Gesundheitsmanagement ist somit unumgänglich, um die Mitarbeiter in den Unternehmen für ihre eigene Gesundheitsförderung zu sensibilisieren und bei der Gesundheitsprävention zu unterstützen.

 


Autor: Stefan Buchner, Gesundheitswissenschaftler & Geschäftsführer der UBGM

 


Bild- & Datenquellen: Faltblatt zum BKK-Gesundheitsreport 2014

 


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