Einfach, effektiv und praxisnah – Betriebliches Gesundheitsmanagement in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU)

Die Strukturen in kleinen und mittelständischen Unternehmen sind überschaubar. Praktisch jeder kennt den Chef und die Mitarbeiter untereinander sind auch größtenteils vertraut. Flache Hierarchien und eine familiäre Atmosphäre sind häufig ein weiteres Merkmal. Sie können in diesem Umfeld Maßnahmen aus dem Bereich des Gesundheitsmanagements einführen, die in großen Unternehmen weniger leicht zu integrieren sind.

 


Definition – Kleines bis mittelständisches Unternehmen

Bevor auf die Gesundheitsförderung Ihrer Mitarbeiter eingegangen wird, wollen wir die Unternehmensgröße kurz definieren. Im Sinne der in der Einleitung beschriebenen Faktoren, ist eine Mitarbeiterzahl von 1 bis 50 Mitarbeitern noch als familiär zu bezeichnen. Diese Anzahl von Personen ist auch der Führung, zumindest vom Sehen, noch bekannt. Die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen richten sich an Ihr Unternehmen, wenn es in dieser Größenordnung entspricht.

 


Beginnen Sie mit einer einfachen BGM-Analyse & Zielsetzung

Auch in mittelständischen und Kleinunternehmen ist es empfehlenswert vor der Einführung von Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements eine Analyse der Ist-Situation durchzuführen. Hierzu können Sie z.B. eine einfache und kleine BGM-Mitarbeiterbefragung mit z.B. 20 Fragen oder einen Gesundheitszirkel durchführen. Auf diese Art und Weise holen Sie Ihre Kollegen mit ins „Gesundheitsboot“, erlangen aktuelle Kennzahlen für gesundheitsrelevante Faktoren und können Anregungen für Ihr Gesundheitsmanagement direkt von der Basis abholen.

Setzen Sie sich nun mit den Verantwortlichen für Gesundheitsmaßnahmen in Ihrem Unternehmen zusammen, z.B. Geschäftsführer, weitere Personalverantwortliche oder dem Betriebsrat zusammen und legen Sie ganz konkret fest welche allgemeinen und kennzahlenbasierten Ziele Sie mit Ihren gesundheitsförderlichen Maßnahmen erreichen wollen. Planen Sie erst anschließend Ihre Maßnahmen und prüfen Sie diese drauf hin, ob sie zielführend sind für Ihre gesetzten BGM-Ziele.

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Strukturierte Maßnahmen zur Gesundheitsförderung

1. Reduzierung der Fehlzeitenzeiten durch Obstkorb und gesundes Kantinenessen sowie Kurse zum Thema Ernährung

Eine gesunde Ernährung am Arbeitsplatz ist ein wichtiger Baustein für eine gute Leistungsfähigkeit und kann helfen die Ausfallzeiten in Ihrem Unternehmen zu senken. Ein voller und belasteter Bauch studiert nicht nur nicht gern, sondern arbeitet auch ungern. Die Möglichkeit der Versorgung mit leichtem Essen in den Pausen, Vitaminen und Mineralstoffen (z.B. durch einen Obstkorb) sorgt für einen weitaus flacheren Abfall der Leistungskurve über den gesamten Arbeitszeitraum, ein weniger starkes „Mittagstief“ und für intakte Abwehrkräfte der Mitarbeiter. Eine Investition in gesündere Kantinenkost oder zumindest einen Obstkorb, kann größere Summen durch Krankheitsausfall kompensieren und wird von den Mitarbeitern als Zeichen der Wertschätzung wahrgenommen. Diese ersten Maßnahmen können z.B. mit Ernährungskursen der Krankenkassen oder einer Ernährungsberatung eingeführt werden.

 


2. Gesund führen, Stress abbauen und eine entspannte Atmosphäre schaffen

In kleinen und mittelständischen Unternehmen herrscht oft genauso viel Druck wie in großen Konzernen – Manchmal sogar mehr. Ist das Arbeitspensum hoch? Gibt es Konflikte zwischen den Mitarbeitern oder zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten? Ist die Mitarbeiterführung gesundheitsgerecht?

Auch diese Gesundheitsfaktoren können in der BGM-Mitarbeiterbefragung abgefragt werden. Denn Führungskräfte sind auch für die psychische Gesundheit innerhalb des Unternehmens verantwortlich. Als Ergänzung zu jährlichen Mitarbeitergesprächen, können z.B. Schulungen zum Thema Gesund führen – Der gesunde Führungsstil oder Seminare zur Entspannung und zur Verbesserung der Work-Life-Balance angeboten werden.

 


3. Körperliche Gesundheit, Ergonomie und Rückentraining

Jedes Unternehmen sollte auf die spezifischen körperlichen Belastungen seiner Mitarbeiter eingehen. In manchen Betrieben dominieren einseitige Belastungen als Gefahr. In anderen Unternehmen sind es eher Belastungen durch Bewegungsmangel. Beides kann über die Jahre zu erhöhten Verschleißerscheinungen des Bewegungsapparates, Schmerzen und sogar Arbeitsunfähigkeit führen. Im Büro kann durch ganz einfache ergonomische Maßnahmen, wie z.B. die optimale Aufstellung und Höhe der Möbel die Sitzhaltung enorm verbessert werden. Schulter-Nacken-Beschwerden und Spannungskopfschmerzen verschwinden und auch die Augen können sich bei einem möglichen Blick aus dem Fenster mal entspannen. Im gewerblichen Bereich können Arbeitshilfen oder eine Umgestaltung des Arbeitsplatzes entlasten. Zusätzlich könnte Ihr Unternehmen in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen z.B. Kurse für den Rücken anbieten. Diverse sportliche Angebote, Walking oder Yoga sind ebenfalls zur Verbesserung einer gesunden Körperhaltung geeignet. Fragen Sie hier bei Ihrer Kasse nach Präventionskursangeboten und in Ihrer Region zertifizierten Trainern/ Trainerinnen nach.
Der gemeinsame Sport, z.B. in einer Betriebssportgruppe, hat noch weitere positive Aspekte. Die Mitarbeiter können in einem entspannten Umfeld ihre sozialen Kontakte pflegen. Das Betriebsklima Ihres Unternehmens bessert sich und die Kommunikation und Kooperation des gesamten Betriebes kann durch diese Gruppen gefördert werden.

 


4. Rauchfreies Unternehmen, Tabakentwöhnung und verbessertes Betriebsklima

Um Ihren Betrieb effektiver zu gestalten, die Beziehung der Mitarbeiter zu vertiefen und einen Streitpunkt zu beseitigen, kann der Tabak ganz oder zumindest vor die Tore des Betriebes verbannt werden. Sie haben sicherlich schon festgestellt, dass das Rauchen ein Thema innerhalb des Unternehmens ist. Angestellte, die nicht rauchen, beklagen sich häufig über die Raucher. Bei 8 Zigaretten täglich, mit einer Rauchzeit von jeweils 5 Minuten, könnte behauptet werden, dass die Raucher 40 Minuten am Tag weniger arbeiten. Nicht jeder raucht in diesem Maße, aber solche Fälle sind auch keine Seltenheit.

Ein Rauchverbot innerhalb Ihres Unternehmens ist ein erster Schritt den Tabakkonsum zu reduzieren. Viele rauchende Mitarbeiter sagen sogar nach eine gewissen Zeit, dass sie selbst dadurch zumindest weniger Rauchen und der nächste Schritt zum gänzlichen Verzicht auf die Zigarette damit leichter wird. Gleichzeitig sollten Kurse zur Rauchentwöhnung angeboten werden. Denn viele Ihrer Mitarbeiter wollen eigentlich aufhören zu rauchen. Auch hier bieten die Krankenkassen kostenlose Raucherentwöhnungskurse an. Das Betriebsklima kann durch diese Maßnahmen verbessert werden. Oftmals wird auch dem Mobbing entgegengewirkt.

 


Weitere Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung

Jedes Unternehmen ist einzigartig. Entsprechend müssen die Maßnahmen in Abstimmung mit der betrieblichen Situation getroffen werden. Die hier aufgeführten Punkte lassen sich jedoch praktisch in allen kleinen bis mittelständischen Unternehmen mit überschaubarem Kostenaufwand einführen und der Nutzen wird die Investition mehr als aufwiegen.
Um den Erfolg Ihrer Maßnahmen zu überprüfen sollten Sie nach ca. 2 Jahren Ihre BGM-Analyse wiederholen und z.B. eine erneute Mitarbeiterbefragung durchführen. Nur so können Sie feststellen, ob Ihre Maßnahmen die richtigen waren und den gewünschten gesundheitsförderlichen Effekt haben und Sie vielleicht schon einige Ihrer Ziele erreicht haben.
Das Bundesministerium für Gesundheit hat zu diesem Thema einige Videos zusammengestellt. Sie schildern die Betriebliche Gesundheitsförderung in unterschiedlichen Unternehmen. Vom Busbetrieb, über die öffentliche Verwaltung der Stadt Nürnberg, bis hin zur Moll Marzipan GmbH sind allerhand Best-Practice-Beispiele vorhanden. Dort können Sie sehen welche Probleme in den Unternehmen vorliegen und wie diese angegangen werden.

 


Fazit

Auch in klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) kann ein gut strukturiertes und den Möglichkeiten angepasstes Betriebliches Gesundheitsmanagement erfolgreich umgesetzt werden.

 


Mehr Links zum Thema finden Sie hier:

 

» Eine Checkliste mit weiteren Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) und ihrer Tauglichkeit für bestimmte Unternehmensgrößen finden Sie hier »

» Unser Seminar zum Thema „Work-Life-Balance“ finden Sie hier »