„Achtsamkeit“ – Neuer Trend oder spiritueller Quatsch?

 

Es ist schon länger bekannt, dass viele Mitarbeiter heutzutage nicht nur durch ihre Aufgaben am Arbeitsplatz belastet sind, sondern sich auch durch private Faktoren gestresst fühlen. Ob es nun eher lästige Angelegenheiten mit Ämtern oder Versicherungen sind oder es sich um stark belastenden emotionalen Stress in Familie oder Partnerschaft handelt, mit adäquaten Übungen und der richtigen Portion Sensibilität kann man seinen Körper vor mitunter sogar krankmachender Hektik schützen.

Jene Übungen sind in letzter Zeit immer mehr durch die ursprünglich aus der fernöstlich-buddhistischen Meditationspraxis stammenden, psychotherapeutischen Methoden der sogenannten Achtsamkeit inspiriert. Im englischsprachigen Raum verwendet man übrigens den Begriff „mindfulness“. Unter Medizinern und Psychologen sind Praxen zur Achtsamkeit teilweise recht kontrovers diskutiert. Nichtsdestotrotz existieren mehrere randomisierte Studien, die Hinweise auf die Wirksamkeit von Meditationstechniken aus dem Bereich der Achtsamkeit vor allem bei Gesunden geben. Insbesondere die sog. Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie (engl. Mindfulness Based Cognitive Therapy, MBCT) scheint bei schon vorangegangen depressiven Episoden einem erneuten Rückfall vorzubeugen. Das US-amerikanische Gesundheitsministerium fertigte dazu eine recht umfangreiche Übersichtspublikation an. (Vgl. Ospina et al.: Meditation Practices for Health: State of the Research. (= Evidence Report/ Technology Assessment Nr. 155). Agency for Healthcare Research and Quality, Publication No. 07-E010, 2007. Online verfügbar im Archiv des Ministeriums unter archive.ahrq.gov/clinic/tp/medittp.htm)

 


Achtsamkeitsübungen

Aber was genau können praktikable Achtsamkeitsübungen sein, scheint man doch selbst immer mehr die Woche hindurch in Richtung Zukunft zu hetzen, anstatt sich dem Moment, dem Gegenwärtigen und auch den allzu selbstverständlichen Kleinigkeiten des Lebens bewusst zu werden?

Das Essentielle der Achtsamkeitslehre ist die Absichtslosigkeit, also die Ungerichtetheit der Handlung. Achtsamkeit zu üben, bedeutet, kein explizites Ziel, keinen besonderen seelischen oder körperlichen Zustand erreichen zu wollen, sondern vielmehr unmittelbar die Umwelt zu erleben, d.h. vorurteilsfrei sich dem, was momentan geschieht, zu öffnen. Es geht somit darum, ungefiltert Sinneseindrücke aufzunehmen.

Im Folgenden finden Sie Tipps, um Achtsamkeit sinnvoll und dennoch spontan in den Tagesablauf integrieren zu können:

Praxistipp: Im Hier & Jetzt sein – Die kleine Meditation-to-go

  • Sie stehen im Bahnhof oder Gate eines Flughafens und warten – Warten Sie nicht, sondern…
  • Tun Sie etwas/ oder auch Nichts ohne eine direkte Absicht (Absichtslosigkeit)
  • Bleiben Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Moment (Augenblicklichkeit)
  • Werten oder bewerten Sie die Situation nicht (Wertfreiheit/ Gleichmut)
  • Nehmen Sie die Situation so an wie sie ist (Akzeptanz)
  • Erleben Sie den Moment (spüren, sehen, riechen, schmecken, fühlen)
  • Nehmen Sie sich die Zeit klar, logisch und strukturiert nachzudenken (Klarheit)
  • Handeln Sie (Aktion)

 


Achtsamkeit in Arbeitsalltag integrieren

Achtsam zu sein, ist nicht leicht, da sekündliche Eindrücke und Reize unsere Aufmerksamkeit fordern und in den meisten Fällen unsere Gedanken aktivieren. Achtsam zu sein, heißt frei von Gedanken zu sein. Dies sollte eigentlich ein ganz normaler Zustand sein, doch in einer Informationsgesellschaft wie der heutigen ist das leider nur noch selten und für sehr kurze Momente der Fall. Wer kann denn noch von sich selbst behaupten, er entscheide für sich selbst. Um es mit den Worten des Münchener Psychologen Jens Corssen zu sagen: „Es denkt uns.“

Doch Achtsamkeit kann man auch schulen und trainieren. Die am weitesten verbreitete Methode ist die Meditation. Eine der einfachsten Formen der Meditation sind die Atem- und Gehmeditation. Eine anderer Trend ist das sog. E-Fasten. Das bedeutet für einen bestimmten Zeitraum, z.B. einen Tag alle elektronischen Medien und Mittel abzuschalten und „offline“ zu sein.

 


Fazit

Als Fazit lässt sich sagen, dass es die heutige Zeit mit all ihren modernen Medien immer schwieriger macht, achtsam zu sein und sich selbst wieder wahrzunehmen. Vielleicht ist Achtsamkeit aber auch genau eine der Schlüsselkompetenzen, die entscheidet, ob wir krank werden oder gesund bleiben.

 


Autor: Martin Buchner

 


Mehr Links zum Thema sowie entsprechende Schulungen finden Sie hier:

» Unser Seminar zum Thema Work-Life-Balance finden Sie hier »

» Unser Seminar zur achtsamkeitsbasierten Stressbewältigung: Achtsam@life »

» Achtsam@life – der Impulsvortrag »

» Weitere Stressmanagement-Seminare finden Sie auch hier »

 

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