Frauen in Führungs­position fordern Work-Life-Balance – Männer aber auch

Seit einiger Zeit ist eine geforderte Frauenquote in deutschen Unternehmen ein wichtiges Thema in der Öffentlichkeit. So soll die gläserne Decke durchbrochen werden, die es Frauen bisher unmöglich macht in Führungspositionen arbeiten zu können. Dabei liegt der Kern dieses Problems an einer anderen Stelle: Das moderne Denken fordert eine neue Unternehmenskultur.

 


 

„Kulturelle Bollwerke gegenüber Frauen“ – Familie und Beruf vereinbaren

Eine repräsentative Umfrage des Sinus-Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigt auf, dass lediglich drei Prozent Frauen in deutschen Vorstandsebenen tätig sind, in Aufsichtsgremien immerhin elf Prozent. Die Befragung „Frauen in Führungspositionen – Barrieren und Brücken“ kam unter anderem zu dem zentralen Befund, dass in „den von Männern dominierten Führungsebenen der Wirtschaft […] seitens der Männer massive informelle und kulturelle Bollwerke gegenüber Frauen“ bestehen. Ein weiterer wichtiger Grund für die geringe Prozentzahl an Frauen in Führungspositionen ist laut der Umfrage aber auch, „dass es für sie angesichts der Belastungssteigerung und erhöhten Zeitknappheit noch schwerer werden wird, Beruf und Familie zu vereinbaren.“ Noch immer unterliegt man in wirtschaftlichen Unternehmen der Fehlannahme, dass Überstunden, volle Terminkalender und der unbedingte Einsatz rund um die Uhr ein absolutes Muss sind, um eine Führungskraft zu werden. Diese Leistungsfähigkeit wird Frauen gern abgesprochen, denn es steht oft außer Frage, dass diese, sobald sie eine Familie gegründet haben, dem Unternehmen nicht mehr uneingeschränkt zur Verfügung stehen. In einer aufgeklärten Gesellschaft wie der deutschen scheint noch immer allein der Frau der Part der Kindererziehung und Elternzeit zugeschrieben zu werden.

 


Lösungen: Unternehmen müssen ihre Kultur dem Zeitgeist anpassen

Dabei gibt es seit einiger Zeit auch einen Mentalitätswandel bei der nächsten männlichen Generationen an Führungskräften zu beobachten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsbeobachtung merkt in dem Beitrag „Frauenanteil in Topgremien großer Unternehmen in Deutschland nimmt geringfügig zu – DAX-30-Unternehmen mit größerer Dynamik“ im Wochenbericht 3/2013 an: „So wird immer deutlicher, dass jüngere Männer – insbesondere Väter – es zunehmend ablehnen, rund um die Uhr für das Unternehmen tätig zu sein und kaum mehr Zeit für die Familie zu haben. Traditionelle Teilzeitarbeit ist aber bislang kaum mit einer Führungsposition vereinbar.“ Ein Vorschlag der Autoren ist „eine zeitweise vollzeitnahe Teilzeittätigkeit sein. So hätten beide Geschlechter die Möglichkeit, sich familiäre Aufgaben partnerschaftlich zu teilen und Beruf und Familie besser zu vereinbaren.“ Bisher würden Unternehmen aber noch nicht die Notwendigkeit sehen radikal umdenken zu müssen und alte Strukturen aufzubrechen. „Unternehmen werden spätestens im Zuge des rasanten Rückgangs des Erwerbspersonenpotenzials nach 2015 verstärkt im Wettbewerb um Fachkräfte stehen. […] Jene Unternehmen, die heute bereits entsprechende Maßnahmen ergreifen, werden dabei im Vorteil sein. Insbesondere flexible Arbeitszeit- und Karrieremöglichkeiten werden an Bedeutung gewinnen.“

 


Flexible Karrieremöglichkeiten für Männer und Frauen

Schon heute lässt sich der Trend beobachten, dass nicht nur Frauen auf Führungspositionen verzichten, wenn die nötige Work-Life-Balance nicht gewährleistet wird. Mehr Flexibilität und ein offene Unternehmenskultur sind in der modernen Arbeitswelt nötig, um das weibliche Potenzial an Arbeitskräften zu nutzen und es gleichzeitig auch Männern möglich zu machen, Beruf und persönliche Ansprüche zusammenzubringen. Dazu gehört, dass sich Unternehmen dem Dialog stellen und Geschlechterklischees aufbrechen. „So sind Frauen etwa in ihrer Berufsrolle immer auch mit ihrer traditionellen Geschlechterrolle konfrontiert und werden mit den an männlichen Lebensrealitäten orientierten Standards bewertet“, sagt die DIW-Studie. Dies führe dazu, dass Frauen weniger Führungspotenzial als Männern zugesprochen wird. „Jüngere Männer haben andererseits oft noch das Problem, in ihrem Streben nach mehr Familienzeit weniger als (potenzielle) Führungskraft akzeptiert zu werden.“ Unternehmen sollten also zukünftig nicht nur auf das Einhalten von (Frauen)-Quoten achten, sondern ihren Führungskräfte Freiheiten geben, die Ausprägung ihrer Arbeitsstelle den verschiedenen Lebensphasen anzupassen.

» Unser Seminar zum Thema Work-Life-Balance finden Sie hier »

 


Mehr Links zum Thema finden Sie hier:

» Fachartikel des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend »

» Beitrag „Managerinnen-Barometer“, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung »

» Presseinformation des Fraunhofer-Institutes »

» Weiterführende Links der Hans-Böckler-Stiftung »

 

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