Kopf frei auf der Arbeit – Das Elterntraining

Für Eltern ist häufig die Rückkehr in den Job, wenige Monate nach Auslaufen des Elterngeldes finanziell nötig. Trotzdem fällt der Entschluss das eigene Kleinkind mehrere Stunden in fremde Hände zu geben nicht leicht. Eigentlich glaubt doch jede Mutter, nur sie könnte richtig für das Kind da sein. Im Inneren macht sie sich Sorgen und denkt:

„Mein Kind leidet bestimmt, so alleine ohne mich. Ist mein Kind schon alt genug für den Kindergarten? Und woran erkenne Ich eine gute Kinderbetreuung? Bin ich eine schlechte Mutter, weil ich jetzt schon wieder arbeite? Kommt mein Kind zu kurz?“

Sorgen und Unsicherheiten in der Erziehung von Eltern schlagen sich zu 96% auf die Körpersprache nieder. Kinder sind Experten im Lesen ihrer Eltern. Kinder sind beunruhigt, wenn sie mitbekommen, dass die eigenen Eltern mit Sorgen und Ängsten zu kämpfen haben. Somit übertragen sich die Sorgen und Unsicherheiten von Eltern automatisch auf ihre Kinder. Doch dies äußern Kinder nicht mit Worten, sondern setzen Signale durch das Verhalten. Sogenannte Verhaltensauffälligkeiten – und schon ist ein Teufelskreis entstanden.

 

Kennen Sie das?

„Jetzt zum fünften Mal: Zieh bitte deine Schuhe an! Wir müssen jetzt zum Kindergarten, weil Mama und Papa zur Arbeit müssen.“
„Jetzt hör doch endlich auf zu weinen, ich bring dir später auch etwas Schönes mit.“
„Wenn du dich jetzt nicht fertig machst, darfst du später kein Fern sehen!“
„Jeden Morgen dieser Stress! Wegen dir komme ich jetzt schon wieder zu spät zur Arbeit.“

 

Viele Eltern gehen mit einem schlechten Gefühl zur Arbeit. Das schlechte Gewissen führt häufig zu ungesundem Konsumverhalten. Überhäufung von Spielzeugen, Süßigkeiten und Medienkonsum sind nur einige Beispiele.


 

Erkenntnisse der Gehirnforschung nutzen

Die Gehirnforschung zeigt ganz klar, die Zeit, die Kinder vor Bildschirmen verbringen (Fernsehen, Handy-Facebook, Computer,) korreliert negativ zum Empathie- und Sozialverhalten gegenüber Eltern und Freunden.

Experten wie Prof. Dr. Manfred Spitzer, zeigen in ihren Studien, dass die Entwicklung sozialer Kompetenzen ganz stark davon abhängt, welche Erfahrungen wir mit „echten“ Begegnungen machen und wie viel Zeit wir uns von Fernsehen, Computer und Co rauben lassen. Unzufriedenheit und mangelnde Sozialkompetenz bei Kindern führen zu Abwertungen und Konflikten innerhalb der Familie. Da Kinder die Fähigkeit besitzen, äußerst aufmerksam zu sein und genau das Umzusetzen, was von ihnen erwartet wird, sind sie für „Du-Botschaften“ besonders empfänglich.

Kopf frei auf der Arbeit – Das betriebliche Elterntraining

Du-Botschaften wie „Du bist faul! Du bist ungehorsam! Du bist dumm!“ Werten Kinder ab und blockieren Entwicklungsprozesse. Sorgen und Ängste führen zu Denkblockaden. Und wenn sie einfach weggeschoben und unterdrückt werden, machen sie krank – Eltern und ihre Kinder.

Auch ein schlechtes Gewissen macht krank. Sie werden unkonzentriert und machen Fehler. Das Gehirn ist ein Beziehungs- und Lösungsorgan, es ist so sehr damit beschäftigt eine Lösung für das familiäre Problem zu finden, dass für den Arbeitsauftrag der Firma nicht viel Platz bleibt.


 

Einfluss familärer Sorgen im Unternehmen

Wie sich familiäre Sorgen auf die Leistungskraft im Betrieb auswirken, zeigen die Ergebnisse der Deka-PEP-Studie:

63% der Befragten geben an, dass sich der Familienstress negativ auf das Berufsleben auswirkt. Je geringer die Elternkompetenz, desto höher ist die berufliche Belastung. Je intensiver anhaltende Probleme bei Kindern bestehen, desto höher die berufliche Belastung. Das Ausmaß an Fröhlichkeit bei der Arbeit wird zu 87% der Befragten hauptsächlich auf die Familie zurückgeführt.
Konzentrationsstörungen, Deprimiertheit und Angst am Arbeitsplatz werden zu über einem Drittel hauptsächlich auf die Familie zurückgeführt.

Elternseminare können die Elternkompetenz signifikant erhöhen. Eltern erziehen ihre Kinder mit mehr Ruhe und Gelassenheit auch in problematischen Erziehungssituationen. Eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein klarer Wettbewerbsvorteil für Unternehmen. Der demographische Wandel und eine sich verändernde Arbeitsstruktur sind wichtige Gründe hierfür. So kann die Familienfreundlichkeit eines Unternehmens für junge Fachkräfte bei der Wahl des Arbeitgebers entscheidend sein.

Laut einer Forsa-Umfrage (Sept./Okt.2014) wurden rund 1000 Eltern von Kinder bis 12 Jahren befragt. Das Ergebnis: Zerrissenheit zwischen Kind und Job gilt bisher vor allem bei Müttern als Stressfaktor Nr.1. Mehr als 60% der Befragten sprechen in der Umfrage neben Eile, Hetze und Zeitdruck im Alltag vom Druck durch die hohen Leistungsanforderungen unserer Gesellschaft. Der Job scheint dagegen nicht das Problem Nummer eins zu sein. Drei Viertel (75%) der Befragten Eltern sagen, dass sie zufrieden mit ihrer Arbeitszeit sind. Wenn Eltern laut der Umfrage einen Wunsch frei hätten würden sich 40% mehr Geld wünschen und auf Platz zwei mit 38% folgt dann schon der Wunsch nach mehr Gelassenheit und innerlicher Ruhe. So wirken sich familiärer Erfolg auf die Gesundheit, die eigene Freude und Zufriedenheit am Arbeitsplatz aus.

Oft reichen einfache Vereinbarungen und Maßnahmen, um Beschäftigte zu entlasten und zu unterstützen, z.B. die Stärkung der Elternkompetenzen und Mitarbeitergesundheit durch betriebliches Elterntrainings.

Zu wissen wie sich Kinder entwickeln und was Eltern tun können, um diese Entwicklung positiv zu unterstützen, gibt Sicherheit. Wertschätzende Kommunikation und dass es möglich ist viele verschiede Lösungswege zu finden, die individuell umsetzbar sind, macht Mut. Es ist für Eltern spannend zu erkennen, wie Kinder lernen und was sie brauchen, um ihre Potentiale zu entfalten. Erfolgreiches Konfliktmanagement innerhalb der eigenen Familie sorgt so auch für Ruhe am Arbeitsplatz. Häuslicher Stress kann vermieden werden und konfliktbedingtem Stress werden vorgebeugt. Elternseminare können damit einen Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsqualität und ein wichtiger Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements sein.