Definition & Aufbau eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM)

 

Prozess eines strukturierten Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM)

 

Betriebliches Gesundheitsmanagement ist das systematische Strukturieren und Evaluieren gesundheitsförderlicher Maßnahmen mit dem Ziel Mitarbeitergesundheit und Arbeitsfähigkeit zu erhalten sowie Fehlzeit und Arbeitsunfähigkeit zu reduzieren.

Die Bedeutung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements als auch die Nutzung vieler gesundheitsförderlicher Maßnahmen hat sich in den letzten Jahren in den Unternehmen stark verändert.

 


Digitalisierung der Arbeitswelt

Ein möglicher Auslöser hierfür ist die Digitalisierung der Arbeitswelt. Mobiles Arbeiten sowie Telearbeit sind aus der modernen Unternehmenswelt nicht mehr wegzudenken.

Gesundheits- und Arbeitsschutz erhalten neue Perspektiven, auf die Arbeitgeber reagieren müssen. Eine Transformation zu einer digitalisierten Arbeitswelt und zu einem digitalisierten betrieblichen Gesundheitsmanagement ist in vielen Organisationen zu beobachten (vgl. Badura et al., 2017, 5).

Die Digitalisierung hat zweifelsohne viele Vorteile. Sie bringt jedoch auch neue Herausforderungen mit sich. Bei oftmals hoher Arbeitsverdichtung nehmen Erschöpfungszustände zu, was den Fakt begünstigt, dass auch die psychischen Belastungen in der Arbeitswelt in den letzten Jahren stetig zugenommen haben (vgl. Badura et al., 2017, 5). Der Begriff „Burn-Out“ wird nun auch durch die WHO als arbeitsbedingte Stressreaktion benannt (vgl. Badura et al., 2017, 7).

Dieses Wissen, gepaart mit der WHO-Definition, nach der „Gesundheit“ einen „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen sowie sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen“ (Hurrelmann, 1994, 16) bezeichnet, erfordert in einer zunehmenden digitalen Arbeitswelt ein ganzheitliches Konzept des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, in dem nicht mehr nur der Fokus auf physischen Belastungsspitzen liegen darf.

 


Unterschied Betriebliche Gesundheitsförderung und systematisches Betriebliches Gesundheitsmanagement

Meist beginnen Unternehmen damit, einzelne gesundheitsförderliche Maßnahmen in die Organisationsstruktur zu implementieren, beispielsweise mit dem Ziel die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen oder um Fehlzeiten zu reduzieren. Einzelne gesundheitsförderliche Angebote, wie beispielsweise Achtsamkeitskurse oder eine Ernährungsberatung können ein guter Einstieg sein. Diese Maßnahmen stellen jedoch noch kein allumfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) dar.

 


Aufbau eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements

Unter BGM versteht man ein strukturierten Prozess aus acht Schritten, die in einem zirkulären System aufgebaut sind.

  • Strategische Zielsetzung
  • Bestandsaufnahme
  • Analyse
  • Operative Zielsetzung
  • Maßnahmenauswahl
  • Maßnahmenplanung
  • Maßnahmenumsetzung
  • Erfolgsevaluation

Ein betriebliches Gesundheitsmanagement kann demnach niemals einen vollkommenen Endzustand erreichen. Es setzt konsequent an identifizierten Belastungen oder Gesundheitsrisiken im Unternehmen an und bearbeitet diese systematisch.

Ziel eines BGM-Prozesses ist es jedoch, die vorhandenen Gesundheitsressourcen zu stärken, Arbeitsfähigkeit zu erhalten und Fehlzeiten zu verhindern bzw. zu reduzieren.

Im nachfolgenden werden die Prozessschritte in Ihrem Verlauf kompakt erläutert.

Phasen eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM)

  1. Zu Beginn des Prozesses steht die strategische Zielsetzung, welche identifiziert, welche konkrete Ziele mit der Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagement verfolgt werden.
  2. Daraufhin wird eine Bestandsaufnahme durchgeführt, in welcher die Identifikation von bereits vorhandenen gesundheitsförderlichen Maßnahmen stattfindet.
  3. Das Kernstück eines jeden Betrieblichen Gesundheitsmanagements ist die Analysephase. Diese kann durch spezifische BGM-Messinstrumente, wie beispielsweise den BGM-Gesundheitsmonitor® oder ein Gruppenverfahren wie der Arbeitssituationsanalyse unterstützt werden. Die Erhebung von konkreten Gefährdungen oder Arbeitsbelastungen ist unerlässlich, da diese Schwerpunkte und Kennzahlen für die operative Zielsetzung generieren.
  4. Die operative Zielsetzung nutzt die zuvor ermittelten Ressourcen und Belastungsfaktoren zur Festlegung von konkreten Zielen – am besten anhand von Kennzahlen.
  5. Die Maßnahmenauswahl orientiert sich anschließend in erster Linie an den operativen Zielen und kann sowohl auf verhältnis- sowie verhaltenspräventiver Ebene, also entweder in der Arbeitsumgebung oder direkt beim Verhalten des Mitarbeitenden selbst, ansetzen. Aktuelle Studien belegen, dass die höchste Effektivität mit Konzepten erreicht wird, welche beide Ansätze miteinander kombinieren (vgl. Bundesministerium für Gesundheit, 2019).
  6. Anschließend erfolgt die Planung der gesundheitsförderlichen Maßnahmen.
  7. Für die Maßnahmenumsetzung sollte entsprechend Zeit eingeplant werden, da sich Maßnahmen oft erst etablieren muss und dann auch eine gewisse Zeit benötigen, um ihre gesundheitsförderliche Wirkung zu entfalten. Hierbei spielen Budgetplanungen, der Einsatz von Steuerungs- bzw. Arbeitskreisen, Zeitressourcen und die interne Unternehmenskommunikation wichtige Rollen.
  8. Abschließend erfolgt die Erfo0lgsevaluation durch die erneute Durchführung der Analyse, vorzugsweise mit denselben Messinstrumenten. Ein Vorher-Nachher-Vergleich kann nun die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen zeigen oder auch deutlich machen, dass bestimmte Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt hatten.

Dieser Prozess wiederholt sich anschließend im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses fortlaufend.

 


Kennzahlen & Evaluation in BGM

Die Auswertung intern gewonnener Gesundheitskennzahlen sowie die Ergebnisse aus Gesundheitsberichten und Mitarbeiterbefragungen stellen die Basis der weiteren Schritte dar. Aufgrund der ermittelten Daten zur gesundheitlichen Situation des Unternehmens sowie der Ressourcen und Belastungen der Mitarbeiter werden Ziele, Prozesse sowie Veränderungen von Organisationsstrukturen abgeleitet und durch entsprechende Maßnahmen umgesetzt. Im Anschluss daran stellt die Evaluation den letzten Schritt eines effektiven Gesundheitsmanagements dar. Erst durch die wissenschaftlich begründete Bewertung der Strukturen, Prozesse und Ergebnisse können „lernende Systeme“ entstehen, die professionell gestaltete betriebliche Gesundheitskonzepte von bloßem „Gesundheitsaktivismus“ unterscheiden.

 


Instrumente & Best Practice im Betrieb

Welche Instrumente im Rahmen der Implementierung eingesetzt werden, ist abhängig von dem im Vorfeld definierten Zielen bzw. Zielgruppen, Zeithorizont, Unternehmensstrukturen sowie verfügbarem Budget. Das Portfolio reicht hier von Gesundheitsscreenings, Gesundheitstagen über Mitarbeiterbefragungen und Gesundheitszirkel bis hin zu ergonomischer Optimierung am Arbeitsplatz sowie Schulungsmaßnahmen zur Personal- und Organisationsentwicklung.

 

 


Quellenverzeichnis:

  • Badura, B., Ducki, A., Schröder, H., Klose, J. & Meyer, M. (2019). Fehlzeitenreport 2019: Digitalisierung- gesundes Arbeiten ermöglichen. Berlin: Springer- Verlag.
  • Bundesministerium für Gesundheit. (2019). Glossar: Prävention. Retrieved from: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/p/praevention.html (abgerufen am 15.10.2020).
  • Hurrelmann, K. (1994). Sozialisation und Gesundheit. Weinheim: Juventa.
  • Kaminski, M. (2013). Betriebliches Gesundheitsmanagement für die Praxis: Ein Leitfaden zur systematischen Umsetzung der DIN SPEC 91020. Wiesbaden: Springer Gabler.

 


Mehr Links zum Thema finden Sie hier:

» BKK-Leitfaden: Auf dem Weg zum gesunden Unternehmen »

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