Entschleunigung in der Krise – Eine gute Zeit für Yoga & autogenes Training

Yoga und Autogenes Training als Interventionsmaßnahmen gegen Burnout? 

Burnout ist ein Prozess, der mit einem besonders motiviertem, mit idealistischem oder sogar enthusiastischem Einsatz beginnt und mit einer spürbar lähmenden Überforderung endet (Payk, 2013, S. 17). Nach Payk (2013) wird Burnout gegenwärtig auf eine berufliche Überbelastung infolge wachsender Inanspruchnahme bspw. durch gestiegene Anforderungen, Personalabbau, Termindruck, Mobbing oder mangelnde Anerkennung in unserer modernen Arbeitswelt zurückgeführt. Auch die Statistik des BKK (Betriebskrankenkasse) Dachverbandes zeigt, dass die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Burnout-Erkrankungen in Deutschland von 2003 bis 2016 um fast 800 Prozent gestiegen ist (BKK Dachverband, 2017).

Häufig stecken sogenannte Anpassungsstörungen (F43, ICD 10) hinter einem Burnout-Syndrom (Z73, ICD 10). Damit meint man die seelische Reaktion auf konkrete Belastungsfaktoren wie, z.B. kritische Lebensereignisse oder starke Veränderungen wie berufliche und private Krisen oder Konflikte. Die daraus resultierenden depressiven Beschwerden, Ängste oder auch Störungen im Umgang mit Kollegen oder Vorgesetzten können häufig diagnostisch als Anpassungsstörung kategorisiert  werden.

 


Helfende Berufe besonders gefährdet

Vor Allem bei Personen in helfenden Berufen, wo ein Ausgleich im Privatleben fehlt, kann es zur völligen Erschöpfung durch Mitgefühl kommen (Sendera & Sendera, 2013, S. 102).

Burnout eine durchaus ernstzunehmende Erkrankung, die in den letzten Jahren einen erheblichen Anstieg erlebt hat und viel Leidensdruck mit sich bringt. Umso wichtiger ist es, sich mit erfolgreichen Entspannungsverfahren zu beschäftigen und die eigene Resilienz zu stärken. Eine wesentliche Komponente der individuellen Stresskompetenz, ist die Fähigkeit sich körperlich zu entspannen und gedanklich abschalten zu können. Das Autogene Training ist eines der bekanntesten Entspannungsverfahren (Kaluza & Chevalier, 2018, S. 151).


Entspannungsfähigkeit lässt sich trainieren

Wird das Autogene Training regelmäßig angewendet, kann es Menschen mit manifestem Burnout dabei unterstützen, ihre Symptome zu kompensieren (Hoffmann, 2017, S. 402).

Nach Krampen (2013) ist das Ziel des Autogenen Trainings, durch wiederholtes, systematisches Üben („Training“), eine ganzheitliche Entspannung zu verspüren. Personen sollen situationsübergreifend und zuverlässig, allein und ohne Hilfsmittel in der Lage sein, diesen erholsamen Zustand zu erreichen. Durch diese Methode können belastende Situationen entspannter durchlebt werden, was dazu führt, dass das Allgemeinbefinden besser und die Grundhaltung gelassener ist. (Krampen, 2013, S. 54)

Durch kontinuierlichen Übens von Autogenem Training können, so Kollak (2008) bspw. muskuläre Verspannungen abgebaut, die Durchblutung verbessert und der Blutdruck gesenkt, sowie Stressreaktionen und stressbedingte Krankheiten abgebaut werden. Weiterhin kann die Konzentrationsfähigkeit gesteigert und die Selbsterkenntnis vertieft werden. (Kollak, 2008, S. 115)

Die Ergebnisse zur Wirksamkeit des Autogenen Trainings gegen Burnout, führen zu der Schlussfolgerung, dass allein das Ausüben von Autogenem Training einen Burnout-Erkrankten nicht heilen, jedoch helfen kann vollständig gesund und stressresistenter zu werden.


Yoga – gut zur Burnout-Prophylaxe

blankAufgrund der aktuellen Forschungsergebnisse über die Wirkung von Yoga gegen Burnout ist es in jedem Fall möglich, der Entstehung eines Burnouts vorzubeugen. Zum Beispiel durch die Einführung von Interventionsprogrammen am Arbeitsplatz. So zeigt die Studie von Hartfiel et al. (2012), dass Yoga am Arbeitsplatz wahrgenommenen Stress und Rückenschmerzen reduzieren konnte. Cheema et al. (2013) stellten fest, dass Hatha-Yoga am Arbeitsplatz bei vereinzelten Personen, mit einer hohen Adhärenz, Verbesserungen in der Flexibilität und der inneren Unruhe zeigte.

Des Weiteren konnten Grensman et al. (2018) belegen, dass traditionelles Yoga die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Burnout-Patienten deutlich erhöht. Es zeigten sich signifikante Verbesserungen der Hauptsymptomatik eines Burnouts wie z.B. Verbesserungen des emotionalen und körperlichen Wohlbefindens, sowie der kognitiven Funktionen.


Fazit

Aber sind Yoga und Autogenes Training schlussendlich adäquate Interventionsmaßnahmen gegen Burnout?

Diese Frage kann nicht eindeutig beantwortet werden. Es fehlen Studien und Forschungen über Burnout-Patienten, die ausschließlich mit einer der beiden Entspannungsverfahren, also ohne anderweitige Hilfe, ihre Erkrankung vollständig heilen konnten. Die Bezeichnung „Präventionsmaßnahmen“ wäre hier einepassendere Formulierung.

Beide Formen der Entspannung können zudem ihre positiven Wirkungen auf Körper, Geist und Seele nur dann entfalten, wenn sie regelmäßig durchgeführt werden. Dafür wird eine gewisse Motivation benötigt, die, wie nach Kollak (2016) beschrieben, den Burnout-Patienten oftmals fehlt. Es könnte sich demnach schwierig gestalten einen Patienten davon zu überzeugen, dass diese Methoden bei der Heilung des Burnouts und Stärkung der Resilienz unterstützend wirken können.

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Autorin: Justine Kollay

 


Quellen & Literatur

  • ARD-Mediathek: https://www.ardmediathek.de/rbb/player/Y3JpZDovL3JiYi1vbmxpbmUuZGUvYWJlbmRzY2hhdS8yMDIwLTA1LTEwVDE5OjMwOjAwXzEwYjFiMzgzLTRkOTgtNDZiNS1iOTM4LTc1ZWZlZmE0YzhkNi9BbmdzdA/selbstmord-aus-angst-vor-corona (Stand: 13.5.20)
  • MTA-Dialog: https://www.mta-dialog.de/artikel/corona-krise-vermehrt-depressionen-und-suizide.html (Stand: 13.5.20)
  • Ärzteblatt Österreich: https://www.aerztezeitung.at/fileadmin/PDF/2015_Verlinkungen/State_Depressive_Anpassungsstoerungen.pdf (Stand: 13.5.20)
  • BKK Dachverband (2017). Anzahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund des Burn-out- Syndroms (Z73) nach Geschlecht in den Jahren 2003 bis 2016 (AU-Fälle je 1.000 Mitglieder). Abgerufen am 22. Juli 2018 unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/446032/umfrage/arbeitsunfaehigke itsfaelle-aufgrund-des-burn-out-syndroms-nach-geschlecht/.
  • Cheema, B., Houridis, A., Busch, L., Raschke-Cheema, V., Melville, G., Marshall, P., . . . Colagiuri, B. (2013). Effect of an office worksite-based yoga program on heart rate variability: outcomes of a randomized controlled trial. BMC Complementary and Alternative Medicine, S. 1-10. doi:10.1186/1472-6882-13-82.
  • Grensman, A., Dev Acharya, B., Wändell, P., Niellson, G., Falkenberg, T., Sundin, Ö., & Werner, S. (2018). Effect of traditional yoga, mindfulness–based cognitive therapy, and cognitive behavioral therapy, on health related quality of life: a randomized controlled trial on patients on sick leave because of burnout. BMC Complementary and Alternative Medicine, S. 1-16. doi:10.1186/s12906-018- 2141-9.
  • Hartfiel, N., Burton, C., Rycroft-Malone, J., Clarke, G., Havenhand, J., Khalsa, S., & Edwards, R. (2012). Yoga for reducing perceived stress and back pain at work. Occupational Medicine, S. 606-612. doi:https://doi.org/10.1093/occmed/kqs168.
  • Hoffmann, B. (2017). Handbuch Autogenes Training. München: dtv Verlagsgesellschaft.
  • Kaluza, G., & Chevalier, A. (2018). Stressbewältigungstrainings für Erwachsene. In R. Fuchs, & M. Gerber, Handbuch Stressregulation und Sport (S. 143-162). Springer-Verlag. doi:10.1007/978-3-662-49322-9_17.
  • Kollak, I. (2008). Stress und Burnout – Anerkannte Verfahren zur Selbstpflege in Gesundheitsfachberufen. Heidelberg: Springer Medizin Verlag.
  • Kollak, I. (2016). Burnout am Arbeitsplatz. Heilberufe/Das Pflegemagazin, S. 34-36. doi:10.1007/s00058-016-2156-x.
  • Krampen, G. (2013). Entspannungsverfahren in Therapie und Prävention. Göttingen: Hogrefe Verlag.
  • Payk, T. R. (2013). Burnout Basiswissen und Fallbeispiele. Gießen: Psychosozial- Verlag.
  • Sendera, A., & Sendera, M. (2013). Trauma und Burnout in helfenden Berufen. Wien: Springer-Verlag. 

 

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