Fresh Ergonomics & Ergotainment – Lebendige Arbeitsplatzergonomie


Ergotainment® – Lebendige Arbeitsplatz-Ergonomie

Wer ein langes Büroleben mit gesundem Rücken absolvieren möchte, muss für entsprechenden Ausgleich sorgen. Unternehmen können viel für die ergonomische Gesundheit ihrer Mitarbeiter tun, indem sie ihnen beispielsweise Sportangebote machen. Aber auch das Büroteam selbst kann auf Eigeninitiative mit Bewegungseinheiten wie z.B. „aktive Pausen“ etwas für die Gesundheit tun. Das macht gemeinsam natürlich doppelt Spaß. Und verbessert obendrein das Betriebsklima.

Die Angebotspalette im Bereich Arbeitsplatz-Ergonomie reicht von telefonischer Beratung bis hin zu Schulungen im Unternehmen. Christian Brunner, Vorstand der Interessengemeinschaft gesunder Rücken e.V., hat im Rahmen der ‚Initiative Gesünder Arbeiten‘ den Begriff ‚Ergotainment® ‘ entwickelt, in dem die Begriffe Ergonomie und Entertainment verschmelzen. Im Interview mit der Zeitschrift ‚Das Büro‘ spricht er von unterhaltsamer Informationsvermittlung.

Neben dem Ergotainment sind Systeme zur exakten Vermessung der Haltung am Arbeitsplatz stark im Kommen, wie zum Beispiel das „HUMEN-System“ (human engineering).  Dabei handelt es sich um ein software-gestütztes Mess-System, welches Büroarbeitsplätze auf ihre ergonomischen Eigenschaften hin analysiert.

 

 


Motion-Capturing – Bewegungen & Belastungen modern analysieren

Zu den hochmodernen Features in Sachen ergonomischer Arbeitsplatz gehört auch das Thema Motion-Capturing. Im Fachbereich Maschinenbau der Universität Kassel hat Dr. Thomas Gudehus seine Dissertation bereits im Jahr 2008 zum Thema ‚Entwicklung eines Verfahrens zur ergonomischen Bewertung von Montagetätigkeiten durch Motion-Capturing‘ verfasst. Die Arbeit bietet einen guten Überblick auf den Bereich Motion Capturing und berücksichtigt dabei sowohl analoge Verfahren als auch die optische Erkennung. Hierzu kommen am Körper angebrachte Sensoren, Winkelmesser, Exoskelette, magnetische und gyroskopische Systeme zum Einsatz. Mit ihrem rechnergestützten Prüfverfahren hilft eine Software Arbeitsmedizinern und Sicherheitsingenieuren bei der ergonomischen Bewertung von Arbeitsplätzen.

 

 


Fresh Ergonomics im Praxischeck

Die Keulahütte Krauschwitz GmbH kämpfte zum Beispiel mit steigenden Fehlzeiten und suchte nach geeigneten Intervention zur Verbesserung der Situation. Dort identifizierte man zunächst belastende Tätigkeiten sowie ungünstige Arbeitshöhen und Umgebungsbedingungen. Weil man erkannte, dass das Ändern einer einzelnen Bedingung unbeabsichtigt andere Bedingungen beeinflussen könnte, musste ein nachhaltiges Gesamtkonzept zur Veränderung gefunden werden.

Best Practice-Beispiel – Was wurde getan?

Der eingeleitete Change-Prozess mit dem Ziel einer besseren Ergonomie sollte den

  • Einsatz von Hubtischen, Kipptischen und Gitterboxen mit besserem Zugriff beinhalten.
  • Am Schleifblock wollte man größere Auflageflächen schaffen und die Höhenanpassung optimieren.
  • Es sollten Kurzpausensysteme mit Zykluswechseln und Jobrotation eingeführt werden.
  • Ferner wollte man die Absaugungs- und Beleuchtungsanlage erneuern.

 

In Zusammenarbeit mit Sicherheitsfachkräften, Personalvertretern, Arbeitsmedizinern und Ergonomie-Experten sowie Mitarbeitern von Forschungs- und Entwicklungs-Einrichtungen sowie unter Einbeziehung der gesamten Belegschaft ist dies schließlich erfolgreich gelungen. Das Praxisbeispiel zeigt in anschaulicher Art und Weise, was ein interdisziplinäres Expertenteam in einer engen Kooperation mit der Belegschaft bewirken kann. Denn so komplexe Aufgabe wie die Verbesserung der ergonomischen Arbeitsbedingungen lässt sich nur als Gemeinschaftsprojekt lösen.

 

Nach Umsetzung sämtlicher Maßnahmen konnten vor allem folgende ergonomische Verbesserungen erreicht werden:

  • Belastende Rumpfbeugehaltungen mit einem Neigungswinkel über 20 Grad wurden fast völlig eliminiert.
  • Die anteilig hohen Lastenhandhabungen wurden maßgeblich reduziert.

 

Die INQA empfiehlt, den betroffenen Mitarbeitern genügend Zeit zur Verfügung zu stellen, damit sie sich an die veränderten Arbeitsbedingungen gewöhnen können. In einem Arbeitskreis sollten sie dabei kontinuierlich unterstützt werden.

 

Mögliche Erfolg-Kenngrößen eines Ergonomie-Projektes:

  • inwieweit der Krankenstand gesunken ist
  • ob sich die Qualität der Arbeit verbessert hat
  • ob die Motivation der Mitarbeiter gestiegen ist
  • wie das Geschäftsergebnis beeinflusst wurde

 

Der Erfolg eines solchen Projekts ist messbar und sollte dokumentiert werden. Nach der Eingewöhnungsphase kann die Einschätzung der Mitarbeiter zu den veränderten Belastungen abgefragt werden. Das Ergebnis dieser Befragung muss abschließend mit den erfolgten Nachmessungen verglichen werden. Nach etwa einem Jahr sollte der Arbeitskreis dann noch einmal zusammenkommen um eine aktuelle Ist-Analyse vorzunehmen.

 


Ein anschauliches Beispiel, wie lebendige Ergonomie in der Praxis gelingen kann, liefert die Initiative Neue Qualität der Arbeit INQA in ihrer Veröffentlichung Ergonomische Arbeitsplatz- und Organisationsgestaltung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)‘.

 


Hier finden Sie konkrete Schritte und Tools, mit denen die gesundheitlichen Bedingungen im Betrieb verbessert werden können.

Link zum Seminar: gesundheitsmanagement24.de/seminare/ergonomie-coach-ausbildung-produktion/

 

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