Change-Fitness – Gesund bleiben in Veränderungsprozessen

Stabilität ist im digitalen Zeitalter ein rares Gut, der Wandel geht in unserer schnelllebigen Zeit mit wachsender Beschleunigung vor sich. Davon ist natürlich vor allem das Berufsleben betroffen, sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer müssen sich den rasanten Herausforderungen ihrer digitalen Umwelt stellen.

 

Survival of the fittest?

Diese Aufgabe erfordert ein hohes Anpassungsvermögen, das manchmal nicht von selbst entsteht. Ein Unternehmen muss sich auf eventuelle Ängste seiner Mitarbeiter vor unberechenbar gewordenen Entwicklungen einstellen. Ansonsten könnte schnell der Eindruck entstehen, dass die Arbeitswelt vom evolutionären Grundsatz ‚Recht des Stärkeren‘ beherrscht wird – und das könnte fatale Auswirkungen auf Betriebsklima, Mitarbeitermotivation und Leistungsfähigkeit mit sich bringen. Denn der Mensch braucht eine gewisse Sicherheit und Planbarkeit in seinem Leben, um gesund bleiben zu können. Das beginnt bereits bei der Arbeitszeit. Unternehmen sollten deshalb innovative Modelle nutzen, für eine gesunde Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter zu sorgen. Der Arbeitszeitreport 2016 zeigt, dass die heutigen Arbeitnehmer extrem flexibel sind, mitunter sogar mehr, als ihnen guttut. 43 Prozent der 20.000 von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz- und Arbeitsmedizin befragten Beschäftigten arbeiten mindestens einmal monatlich am Wochenende, 12 Prozent werden häufig auch außerhalb der Arbeitszeiten kontaktiert und 22 Prozent spüren die Erwartungshaltung ihres Arbeitsumfelds, auch privat stets erreichbar zu sein.

 


Flexibilität erfordert eine Kultur des Gebens und Nehmens

 

Die neue Flexibilität birgt Chancen und Risiken. Die Organisation der Arbeit kann dadurch besser auf die individuellen Gegebenheiten angepasst und effizienter gestaltet werden, für die Arbeitnehmer können sich großzügigere Freiräume ergeben. Um diese wertvollen Vorteile aber ausschöpfen zu können, müssen Unternehmen die Flexibilität ihrer Mitarbeiter gezielt einsetzen und kontrolliert nutzen, um die Gefahr der Überforderung zu bannen. Der Unternehmensberater Carsten Baumgärtner sagt in einem Interview mit Zeit Online: „Wenn ich am Montag oder Dienstag ankündige, dass es am Donnerstag sehr lang werden wird und die Berater auch am Freitag noch beim Kunden bleiben müssen, ist das okay. Sage ich es am Donnerstagmorgen, wird es unbequem.“ Baumgärtner beschreibt die Mitarbeiter der Generation Y zwar als flexibel und karrierewillig, aber auch als selbstbewusst und an einer guten Work-Life-Balance interessiert. Eine sehr gesunde Mischung, die Unternehmen ganz bewusst für sich nutzen sollten. Dann kann aus der Angst vor dem permanenten Umbruch ein ‚Good Change‘ werden, also eine Veränderung, die sich positiv auswirkt und für zusätzliche Motivation sorgt.

 


Bad Changes

Über langfristige gesundheitliche Folgen von ‚Bad Changes‘ informiert Prof. Dr. med. Karl-Heinz Ladwig vom Helmholtz Institut München sehr detailliert im Ärzteblatt und greift dafür auf die Ergebnisse seiner Studie zur Arbeitssicherheit zurück. Auf die gleiche Studie beruft sich die Süddeutsche Zeitung in einem Artikel, der den krankmachenden Prozess am Arbeitsplatz mit dem authentischen Beispiel eines Versicherungsmaklers belegt.

Gesund Führen II – Happy Change – Gesund Führen im Wandel

Die UBGM bietet spezielle Führungskräfte-Seminare, in denen die Teilnehmer lernen Sie selbst gesund bleiben in Veränderungsprozessen und in denen Führungskräfte den Prozess aktiv gesundheitsförderlich gestalten.

 

Gelingen kann die erfolgreiche Nutzung der neuen Flexibilität am Arbeitsplatz nur, wenn beide Seiten profitieren. Um dies zu erreichen, könnte es hilfreich sein, die 11 Tipps zur Arbeitszufriedenheit der Huffington Post zu beherzigen. Da heißt es unter anderem: ‚Eine wichtige Grundregel ist, das Ziel vor Augen zu haben, für die Organisation etwas zum Besseren zu verändern‘ – Das gilt natürlich gleichermaßen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf allen Ebenen der Hierarchie.

 


Veränderung kann guttun

Wie schafft ein Unternehmen den ‚Happy Change‘ – also die gesunde Integration der unverzichtbaren Veränderungen in gewohnte Arbeitsabläufe? Soll das gelingen, muss die Erkenntnis, dass der Mensch die Veränderung grundsätzlich scheut, in den Change-Prozess mit einbezogen werden. Und je unfreiwilliger sich ein Wandel vollzieht, desto größer ist diese Scheu. Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter an Entscheidungen beteiligen, werden den Prozess also mit größerer Unterstützung der Belegschaft einleiten können, als Chefs, die den Betroffenen einen Change einfach aufoktroyieren. Hilfreich wäre es auch, jede Veränderung als Verbesserung einzubringen, die allen Beteiligten Vorteile bringt. Denn dass Veränderung dem Menschen trotz seiner angeborenen Abwehrhaltung guttun kann, hat der Ökonom Steven Levitt von der University of Chicago jüngst an einem interessanten Studienexperiment plausibel gemacht. Der Professor ließ Personen, die sich in einem Dilemma befanden, eine virtuelle Münze werfen, wie das Online-Medium Welt.de das Projekt beschreibt. Sein Fazit nach der Befragung derjenigen, die sich an die Münzentscheidung gehalten hatten: So sehr Menschen große Veränderungen auch scheuen, meist tun sie ihnen gut.

 


Arbeitsplatzsicherheit als Gesundheitsbasis

Diesen Effekt kann ein Unternehmen aber nur dann für sich nutzen, wenn eine gewisse Basis an Sicherheit vorhanden ist – und auch erhalten bleibt. Denn die heutigen Zeitgenossen sehen sich einem stetigen Wandel ihrer Umwelt gegenüber, sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Dem kann sich im digitalen Zeitalter niemand mehr entziehen. Gerade deshalb braucht der Mensch eine gesunderhaltende Basis, von der aus die Veränderungsprozesse ertragbar werden. Permanenter Wandel ohne sicheren Rückhalt macht hingegen krank, wie die Studie ‚Organizational Change and Employee Stress‘ des dänischen Ökonomen Michael Dahl von der Universität Aalborg ergeben hat. Dafür wurden die Daten von beinahe 93.000 Beschäftigten dänischer Unternehmen ausgewertet. Der Professor resümiert: „Grundlegender, breit angelegter organisatorischer Wandel kann deutlich negative Folgen für das Personal haben, unter denen auch das Unternehmen insgesamt leidet“. Wandel, der die Gesundheit der Mitarbeiter berücksichtigt, ist also auch eine Frage der Wirtschaftlichkeit.

 


Strategische Veränderung mit Erfolg

Um einen Change-Prozess erfolgreich umsetzten zu können, braucht es eine adäquate Strategie.

  • Grundvoraussetzungen dafür sind Klarheit und Konsens über die zu erreichenden Ziele.
  • Eine differenzierte Ist-Analyse der vorhandenen Probleme sollte also jeden Change einleiten. Veränderung ohne Widerstände wird es dennoch nicht geben, deshalb sollte es zu den obersten Prioritäten gehören, die Mitarbeiter von Anfang an mitzunehmen.
  • Das ist nur durch gute und durchdachte Kommunikation erreichbar.

 

Einige wichtige Grundregeln für gesunde Führung auf dem Weg zum Wandel sind beispielsweise:

  • Rechtzeitige Information aller Beteiligten
  • Klarheit über Notwendigkeiten schaffen
  • Eventuelle Verlierer fair in den Prozess einbeziehen
  • Mitarbeiter frühzeitig auf neue Aufgaben vorbereiten
  • Bereitschaft zur Veränderung vorleben
  • Etappensiege auf dem Weg zum Ziel gemeinsam mit der Belegschaft feiern

 


Tipps für gutes Changemanagement

Zum Gelingen eines reibungslosen Wandlungsprozesses tragen ganz wesentlich zahlreiche Tools bei, die im Laufe der Zeit von den unterschiedlichsten Experten entwickelt wurden. Die Autoren Christian Schawel und Fabian Billing haben eine umfangreiche Liste der Top 100 Management Tools zusammengestellt, die einen Überblick auf die gängigen Tools verschaffen. Es werden die hundert wichtigsten Konzepte, Methoden, Modelle und Instrumente aus der Management-Toolbox anschaulich dargestellt.

 

Ein kleines Change-Tutorial liefert der erfahrene Projektmanager Steve Wiseman in einem anschaulichen englischsprachigen Video. Unter dem Titel ‚Change Management Techniques and Principles‘ bekommt man einen praktisch orientierten Zugang ins Thema, neben hilfreichen Tools stellt Wiseman aber auch die Kommunikation in den Fokus seines Vortrags.

 


Ohne Kommunikation ist alles Nichts

Die Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Mast von der Universität Hohenheim hat sich in einer ihrer Veröffentlichungen näher mit dem Thema ‚Change Communication zwischen Gefühl und Kalkül‘ befasst. Das zeigt, für wie zentral auch Wissenschaftler die Kommunikation im Veränderungsprozess erachten. Nach dem Motto ‚Kommunikation ist nicht alles, aber ohne Kommunikation ist alles nichts‘ hält sie erfolgreichen Change in Unternehmen ohne den adäquaten Einsatz durchdachter Kommunikation für gar nicht machbar. Für ihre kompetenten Ausführungen hat sie nicht nur theoretisch-wissenschaftliche Überlegungen, sondern auch praktische Ergebnisse aus Befragungen herangezogen.

 

Typische Fehler im Changemanagement

       1. Mangelnde Konsistenz

Mitarbeiter nehmen Entscheidungen inkonsistent wahr

2. Mangelndes Vertrauen

Die Glaubwürdigkeit der Führungsebene wird untergraben, weil unzutreffende Begründungen entlarvt werden

3. Mangelnde Orientierung

Mitarbeiter können aus einzelnen Aktionen keinen Gesamtzusammenhang erkennen

4. Mangelnde Wertschätzung

Mitarbeiter sehen ihre eigene Rolle im Gesamtprozess als zu gering eingeschätzt

5. Mangelnde Entscheidungsfreiheit

Mitarbeiter fühlen sich innerhalb der Veränderungen ausgeliefert

 

 


Weiterführende Informationen:

 

Gesund Führen II – Happy Change – Gesund Führen im Wandel

 

4.93/5 (15)

Diesen Artikel bewerten