Stressmanagement im Betrieb – Der Praxisleitfaden

Stressmanagement im Betrieb – Ein Leitfaden für Personalmanager und Führungskräfte 

 

Stress-Entstehung: Wer Stress hat ist ein „Weichei“? – Stressmanagement im Unternehmen

 

Stress kann man ganz allgemein zusammengefasst als psychischen und körperlichen Anspannungszustand bezeichnen, der eine Vielzahl von Ursachen haben kann. Hierzu gibt es unterschiedliche Theorien, die alle ihre Berechtigung haben und Stressursachen aus verschiedenen Blickwinkeln definieren.

So beschreibt Walter Cannon Stress als eine Notfallreaktion, auf die der Körper blitzartig entweder mit Flucht oder Angriff reagiert. Eine ähnliche Definition hat auch Hans Selye für Stress gefunden. Dieser konzentriert sich besonders auf den Wechsel von Anspannungs- und Entspannungsphasen. Er unterscheidet zwischen punktuellem und chronischem Stress, der infolge mangelnder Erholung zur Erhöhung des Erregungsniveaus führen kann und dann häufig auch zu gesundheitsbeeinträchtigenden Folgen. Der Wissenschaftler Henry beschäftigte sich hauptsächlich mit den körperlichen Reaktionen in Stresssituationen und beobachtete, dass Stress durch Furcht zu einem Anstieg des Adrenalins, Stress durch Ärger zu einer Erhöhung des Noradrenalins und Testosterons und Stress durch Unterordnung zu einem Cortisol Anstieg und Abfall des Testosteronspiegels führt.

Das am stärksten verbreitete Stressmodell ist das Transaktionale Stressmodell von Lazarus. Er macht Stress abhängig von der persönlichen Bewertung einer Situation durch die Person. Dies ermöglicht den Ansatz, dass Stress durch persönliche Einstellung und Erfahrungen beeinflusst werden kann. Ähnlich wie bei Lazarus spielen auch bei Stevan Hobfoll die individuellen Ressourcen eine wichtige Rolle für das Stressempfinden. Er geht davon aus, dass es ein menschliches Grundbedürfnis gibt, seine Ressourcen zu erhalten und weiter aufzubauen, um sich Sicherheiten zu schaffen. Sind diese Ressourcen gefährdet oder falsch investiert worden, so gerät das Individuum in eine Stresssituation. Im Betrieblichen Stressmanagement und Gesundheitsmanagement findet man oft das „Job-Demand-Control-Modell“ von Karasek. Er macht Stress stark abhängig von zwei Faktoren – den Arbeitsanforderungen und den Entscheidungsspielräumen. Stress entsteht seiner Meinung nach besonders, wenn die Anforderungen hoch und die Entscheidungsspielräume klein sind.

» In unserem Seminar „Leistung meistern! – Berufliches & persönliches Stressmanagement“ erfahren Ihre Mitarbeiter und Führungskräfte wie sie Stress senken und leistungsfähig bleiben können «

 

Alle diese Modelle enthalten wertvolle Ansätze zum Stressmanagement und der Frage, wie sich bestimmter Stress vermeiden und mit unvermeidbarem Stress gesund umgegangen werden kann.

 

Das transaktionale Stress-Modell nach Lazarus

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Lösung: Die 3 Ansätze des Stressmanagements

Einer der führenden deutschen Stressforscher ist Gert Kaluza. In seinem Trainingsmanual (Buchtipp: Stressbewältigung – Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung) stellt er 3 Ebenen der Stressbewältigung dar und zeigt auf sehr anschauliche Art & Weise wie man in der heutigen modernen Zeit gesund mit Stress umgehen kann.
In den vielen Jahren der Stressforschung haben sich diese 3 ergänzenden Ansätze des Stressmanagements durchgesetzt:

1) Das instrumentelle Stressmanagement
2) Das kognitive Stressmanagement und
3) Das palliativ-regenerative Stressmanagement.

Hier nun ein paar Beispiele wie Sie auf den unterschiedlichen Ebenen reagieren können, damit Sie nicht in Stress geraten.

 

Instrumentelles Stressmanagement

Beim instrumentellen Stressmanagement geht es darum, die Ursachen für den Stress (Stressoren) zu finden, zu reduzieren oder auszuschalten. Diese langfristige und nachhaltige Strategie des Stressmanagements, sollte in Verbindung mit den beiden folgenden Stressmanagement-Strategien verwendet werden, da sie oft etwas mehr Zeit benötigt und nicht immer sofort zum Spannungsabbau führt.

Tipps zum instrumentellen Stressmanagement:

• realistisches Zeitmanagement,
• „Nein“-Sagen,
• Suchen von Unterstützung (beruflicher/ privater Unterstützung),
• Abgeben von Aufgaben,
• Besuchen von Schulungen, Trainings oder Coachings,
• klärende Gespräche zum Konfliktabbau suchen,
• Wechsel des Wohnortes, Aufbau eines sozialen Netzwerkes,
• Wechsel des Arbeitgebers.

 

Kognitives Stressmanagement

Das kognitive Stressmanagement setzt bei der individuellen Einstellungsveränderung an. Bei dieser Form des Stressmanagements werden Bewertungen, Motive und Einstellungen verändert. Diese fungieren häufig als Stressverstärker und können verändert werden.

Beispiel:

vorher: „Nur wenn ich es schaffe, heute alle meine Emails zu beantworten, war es ein erfolgreicher Arbeitstag.“

nachher: „Es ist nicht so wichtig, dass ich heute ALLE meine Emails beantworte.“

Tipps für erfolgreiches kognitives Stressmanagement

  • das Akzeptieren der persönlich begrenzten Leistungsfähigkeit,
  • Ablassen von Perfektionismus,
  • Ziele neu definieren,
  • negative Gefühle hinter sich lassen können,
  • das Kennen der eigenen Werte und Motive,
  • permanentes Anpassen der persönlichen und beruflichen Prioritäten,
  • eine positive Einstellung – Schwierigkeiten als Herausforderungen sehen,
  • sich auf die wichtigen Dinge fokussieren können.
 

Palliativ-regeneratives Stressmanagement

Als palliativ-regeneratives Stressmanagement bezeichnet man ein emotionsorientiertes Stressmanagement. Dieses konzentriert sich auf die Regulation von Anspannungsgefühlen, die in Stressreaktionen entstehen. Die körperliche und psychische Stressreaktion soll kontrolliert und reguliert werden.

Tipps für palliativ-regeneratives Stressmanagement

kurzfristig:

  • die Anwendung von Entspannungstechniken während der Arbeit (z.B. Business-Yoga, Atemtechniken, Tai Chi, Qui Gong, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung),
  • Aktive Pausen,
  • Treppensteigen,
  • Firmen-Fitness-Angebote/ Präventionskurs-Angebote wahrnehmen,
  • Ablenkungen

längerfristig:

  • die Pflege von sozialen Kontakten (z.B. Zeit mit Freunden/ Familie verbringen),
  • regelmäßiges Sport treiben (z.B. Joggen, Boxen, Schwimmen, Aerobic),
  • regelmäßige bewusste Erholungspausen (z.B. Sauna- und Wellness-Angebote, bewusstes Entspannen am Wochenende, längerer Urlaub, Sabbatjahr/ Sabbatical),
  • Arbeitszeitkonten,
  • Altersteilzeit-Modelle.
 

Die 7 „Überlebensregeln“ zum gesunden Umgang mit Stress

1. Stressoren identifizieren

Damit du Stressoren identifizieren kannst bietet es sich an ein Tagebuch über ein bis zwei Wochen zu führen und darin festzuhalten, welche Situationen für dich persönlich besonders stressig sind und wie du diese Situationen bewältigst. Erfasse deine Gedanken und Gefühle, deinen körperlichen Zustand, beteiligte Personen und Umstände sowie deine Reaktion darauf. Mit Hilfe der Tagebucheinträge können später Muster identifiziert werden, die aufzeigen, wie du auf die Stressoren reagierst.


 

2. Gesunde Bewältigungsstrategien finden

Du solltest Stress nicht mit ineffektiven Bewältigungsstrategien wie übermäßigem, ungesundem Essen oder Alkohol kompensieren, sondern möglichst gesunde Alternativen für dich finden. Sport ist ein guter Stresskiller, vor allem Yoga (Achtsamkeit, Atemübungen) aber auch jegliche andere Art von körperlicher Aktivität wirkt sich positiv auf dich aus. Schaff dir deinen Freiraum, indem du Sachen machst, die dir Freude bereiten – nimm dir Zeit für Hobbies und schöne Aktivitäten. Achte auf deine Gewohnheiten bevor du schlafen gehst: Reduziere deinen Koffeinkonsum abends sowie stimulierende Aktivitäten (Computer, Fernseher), damit du ausreichend und qualitativ hochwertig schläfst.


 

3. Setze Grenzen

In der heutigen digitalen Welt, fühlt man sich leicht unter Druck gesetzt 24 Stunden am Tag erreichbar zu sein. Versuche daher Arbeit und Privatleben zu trennen. D.h. stell dir Regeln auf wie z.B: „Abends beantworte ich keine E-Mails mehr von zu Hause aus“ oder „während des Abendessens gehe ich nicht mehr ans Telefon.“ Inwieweit Menschen die Grenze zwischen Arbeits- und Privatleben ziehen, kann individuell sehr unterschiedlich sein. Um das Potential für einen möglichen Konflikt zwischen Arbeits- und Privatleben sowie den damit einhergehenden Stress zu minimieren ist es wichtig, dass du Grenzen zwischen diesen beiden Bereichen ziehst.


 

4. Nimm dir Zeit zum „aufladen“

Um die negativen Konsequenzen von chronischem Stress und Burnout zu vermeiden, brauchst du Zeit um wieder “aufzuladen”, damit du wieder auf dein Ausgangslevel zurück- kehren kannst. Dieser Erholungsprozess erfordert es, dass du von der Arbeit „abschältest“ d.h. dass du weder arbeitsverwandte Aktivitäten verfolgst noch über die Arbeit nachdenkst. Es ist wichtig, dass du dich von Zeit zu Zeit rausnimmst, um deinen Bedürfnissen und Präferenzen nachzugehen. Wenn du Urlaub hast, dann relaxe, schalte ab von der Arbeit, damit du energievoll und bereit „dein Bestes zu geben“ wieder an die Arbeit zurückkehrst. Wenn du es nicht schaffst dir eine Auszeit zu nehmen, hol dir eine kurze Stärkung indem du dein Smartphone ausschältest und dich eine Weile auf Aktivitäten ohne Arbeitsbezug konzentrierst.


 

5. Lerne zu entspannen

Techniken wie Mediation, tiefe Atemübungen und Achtsamkeit (ein Zustand indem du momentane Erfahrungen und Gedanken ohne deren Beurteilung beobachtest) können dir da- bei helfen Stress zu reduzieren. Beginne, indem du dich jeden Tag ein paar Minuten lang auf eine einfache Übung wie das Atmen oder das Laufen konzentrierst oder dein Essen genießt. Die Fähigkeit sich ausschließlich auf eine Aktivität ohne Ablenkung zu konzentrieren, verbessert sich durch Übung und du wirst feststellen, dass du diese Fähigkeit auf viele Aspekte des täglichen Lebens übertragen kannst.


 

6. Rede mit deinem Vorgesetzten

Gesunde Angestellte sind produktiver, daher hat dein Vorgesetzter ein Interesse daran, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, dass das Wohlbefinden fördert. Starte, indem du ein offenes Gespräch mit deinem Vorgesetzten suchst. Das Ziel dieser Unterhaltung ist es nicht eine Liste mit Beschwerden vorzulegen, sondern eher einen effektiven Plan vorzustellen, wie du die Stressoren managst, die du identifiziert hast, damit du in deinem Job weiterhin die bestmögliche Leistung erbringen kannst.
Während einige Teile des Plans so kreiert sind um dir zu helfen deine Fähigkeiten in Bereichen wie Zeitmanagement zu verbessern, beinhalten andere Arbeitgeber-gesponserte- Wellness-Ressourcen die du wahrnehmen kannst, kläre was von dir erwartet wird, lass dich von Kollegen unterstützten, bereichere deinen Job indem du herausfordernde oder bedeutsamere Aufgaben annimmst oder nimm Veränderungen an deinem Arbeitsplatz vor um ihn bequemer zu gestalten um so die Belastung zu reduzieren.


 

7. Hol dir Unterstützung

Hilfe von Freunden oder Familienangehörigen anzunehmen, kann dir dabei helfen Stress besser zu managen. Dein Arbeitgeber kann dir möglicherweise auch Stressmanagement-Ressouren zur Verfügung stellen, dies beinhaltet z.B. online-Informationen und die Betreuung durch einen Psychologen. Falls du dich weiterhin vom Arbeitsstress überwältigt fühlst, möchtest du vielleicht mit einem Psychologen reden, der dir dabei helfen kann Stress zu managen und ungesunde Verhaltensweisen zu verändern.

» Mehr zum Stressmanagement-Training erfahren Sie hier «

 

Wissenschaftliche Literaturtipps zum Stressmanagement

– American Psychological Association (APA). Coping with stress at work. Zugriff am 19. Mai 2015 unter www.apa.org/helpcenter/work-stress.aspx

– McGregor, B.A. & Antoni M.H. (2009). Psychological intervention and health outcomes among women treated for breast cancer: a review of stress pathways and biological mediators. Brain, Behaviour and Immunity, 23, 160.

– Nerdinger, F.W., Blickle, G. & Schaper, N. (2008). Arbeits- und Organisationspsychologie. Heidelberg: Springer.

– Schubert, C. (2011). Psychoneuroimmunologie und Psychotherapie. Stuttgart: Schattauer.

 

Video: BBC-Beitrag – Managing stress

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Betriebliches Stressmanagement – Strukturen und Prozesse zur Stressreduktion

Hierfür ist es wichtig, feste Strukturen im Betrieb einzurichten und diese zu einem festen Bestandteil der Organisation zu machen.

 

Aufbau eines Betrieblichen Stressmanagements

1)   Finden von Stressursachen,
2)   Messen des aktuellen Stress-Status,
3)   Festlegen von Stress-Zielen,
4)   Planen von stressvermeidenden und stressreduzierenden Maßnahmen,
5)   Umsetzen der Maßnahmen und
6)   Evaluieren der umgesetzten Maßnahmen.


 

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Stress-Studie: Die häufigsten Stressursachen im Unternehmen

Finden von Stressursachen

Die Gefährdungsbeurteilung zur Identifikation von Ursachen für psychische Belastungen am Arbeitsplatz
Um psychische Belastungen am Arbeitsplatz erkennen zu können gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Methoden. Im Rahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sind die Unternehmen bereits heute dazu angehalten eine systematische Gefährdungsanalyse für psychische Belastungen bzw. Gesundheit durchzuführen, um einen aktuellen Status zu ermitteln und anschließend zielgerichtet und effizient Maßnahmen umzusetzen, die diese Belastungen reduzieren können.
» Mehr zur Gefährdungsbeurteilung psychische Belastungen erfahren Sie hier «

 

Die häufigsten Stressursachen im Unternehmen

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Best Practice-Beispiel für Betriebliches Stressmanagement

Best Practice-Beispiel für Betriebliches Stressmanagement

Wie setzt man aber nun diese Strategien und Methoden erfolgreich in einem Unternehmen oder einer Organisation um?
So hat z.B. ein Berliner Unternehmen aus der Automobilzulieferindustrie (ca. 1000 MA) im Jahr 2014 ein Betriebliches Stressmanagement eingeführt.
Ausgangspunkt der Einführung war eine vorausgegangene Mitarbeiterbefragung, die ergab, dass ein Teil der Belegschaft unter hohem Stress leidet. In Folge der Befragung setzten sich Personalabteilung (HR) und Betriebsrat (BR) zu einem Workshop zusammen, um mögliche Stressursachen im Unternehmen zu identifizieren und realistische Ziele des Stressmanagements für die nächste Mitarbeiterbefragung festzulegen.
Nach einer kurzen Vorbereitungsphase wurde sich erneut zu einem zweiten Workshop getroffen und eine Auswahl an Maßnahmen der Personal- und Organisationsentwicklung betroffen und zeitlich geplant.

 

Beispiel: Maßnahmen eines Betrieblichen Stressmanagements bei einem Automobilzulieferer in Berlin

  • Durchführung von Führungskräfte-Trainings zum Thema „Gesund Führen – Der gesunde Führungsstil“ und „Berufliches & persönliches Stressmanagement“
  • Durchführung von offenen Seminaren für die Mitarbeiter zum Thema „Berufliches & persönliches Stressmanagement“
  • Schulungen der Personalabteilung und des Betriebsrates zum Thema „Betriebliches Stressmanagement“ und „Berufliches & persönliches Stressmanagement“
  • Schaffung eines Angebotes zum „1:1-Stress-Coaching“ für ALLE Mitarbeiter
  • Einführung eines Betrieblichen Eingliederungsmanagements
  • Angebot zur Schulung/ Training der Führungskräfte zum Thema „Konfliktmanagement“
  • Ausbau des vorhandenen Führungskräfte-Programms um das Thema „Kommunikation & Konfliktmanagement“
  • Einrichtung eines Ruheraums

Das folgende Video zeigt wie permanenter Stress zu Stoffwechselveränderungen im Gehirn führen und somit Depressionsarten wie z.B. das Erschöpfungs- oder Burnout-Syndrom hervorrufen kann.

 

Video: Depressionen im Gehirn nachweisbar

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Stressmanagement für Führungskräfte

Führungskräfte eines Betriebes sind in einer besonderen Position – einer Sandwich-Position. Sie erhalten Druck von „Oben“ (z.B. Ziele der Geschäftsleitung/ Vorstände, Bereichsleitung, Abteilungsleitung) und von „Unten“ den Mitarbeitern (z.B. durch Unzufriedenheit, Beschwerden/ Konflikte, nicht erreichte Ziele, Fehlzeiten, Motivationstiefs). Nicht selten haben Mitarbeiter mit Führungsverantwortung besonders hohe Ansprüche an sich selbst und sind parallel dazu hohen Anforderungen der Unternehmensleitung ausgesetzt. Gleichzeitig wird von den Führungskräften erwartet, dass sie Stress- und Burnout-Gefahren bei ihren Mitarbeitern erkennen und reduzieren bzw. vermeiden.
Deshalb sollte ein Stressmanagement für Führungskräfte an 2 Ebenen ansetzen:
1) Gesundes Selbstmanagement/ Selbstführung und
2) Gesunde Mitarbeiterführung.

 

Gesundes Selbstmanagement für Führungskräfte

Unter einer gesunden Selbstführung einer Führungskraft versteht man:

zu Wissen was einem wichtig ist und was unwichtig ist,

•  berufliche und private Prioritäten richtig setzen und regelmäßig zu kontrollieren,
•  das Erkennen von persönlichen Stresssituationen und Stresssignalen,
•  das Untersuchen von individuellen Stressursachen sowie
•  das Handeln zur Vermeidung und zum Abbau der Stressursachen.

Dies bezieht sich nicht nur auf Bedingungen im Arbeitsumfeld, sondern ebenfalls im Privaten. Führungskräfte haben jedoch eine spezielle Verantwortung sich selbst, den Mitarbeitern und dem Unternehmen gegenüber und wirken als Vorbilder.

» Selbsttest: Wie gestresst sind Sie? – zum TK-Online-Stresstest «

 

 

Checkliste: 12 Tipps zum gesunden Selbstmanagement für Führungskräfte

› Vermeiden Sie zu vielen eigenen Überstunden.
› Holen Sie klaren Zielen und Erwartungen bei der Unternehmensführung ein.
› Geben Sie Rückmeldung zur realistischen Erreichbarkeit von Unternehmenszielen.
› Kommunizieren Sie klare mit Ihren Mitarbeitern.
› Vernachlässigen Sie nicht die Zeit und Kommunikation mit Ihrer Familie/ Lebenspartner.
› Machen Sie regelmäßig (auch länger) Urlaube.
› Nehmen Sie sich ein Sabbatical.
› Nehmen Sie sich regelmäßig kurze Erholungsphasen (z.B. Pausen an der frischen Luft, Kurzurlaub, verlängerte Wochenenden).
› Treiben Sie Sport (z.B. Ausdauer-Training, Fitness-Training).
› Ernähren Sie sich gesund und abwechslungsreich.
› Machen Sie Entspannungstrainings (z.B. Yoga, Tai Chi, Qui Gong, Atemtechniken, Autogenes Training).
› Gehen Sie regelmäßig zu Ihren Gesundheitschecks beim Arzt (z.B. Vorsorgeuntersuchungen).

Alle für sich ausgewählten Methoden des Stressmanagements sollten einen festen Platz in der Wochenstruktur bekommen und als „Termine für sich selbst“ eingeplant und Terminplaner fixiert werden (am besten als Serientermin), da diese Freiräume sonst schnell für andere Verpflichtungen verplant sind.

 

♦ Unsere Seminar- & Trainingstipps:

» Führungskräfte-Training: „Berufliches & persönliches Stressmanagement“ «

» Führungskräfte-Seminar: „Burnout-Prophylaxe“ «

 

Gesunde Mitarbeiterführung für Führungskräfte

Wie bereits erwähnt nimmt die Führungskraft im Unternehmen eine besondere Rolle ein. Sie ist der „Gesundheitsfaktor Nr. 1“ im Betrieb. Als Vorgesetzter und Vorbild kann sie positiven aber auch negativen Einfluss auf ihre Mitarbeiter nehmen. Um Stress für diese zu vermeiden oder zu vermindern gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.

 

Checkliste: 18 Tipps zum Stressmanagement und gesunder Mitarbeiterführung

› Schaffen Sie Entscheidungsspielräume für Ihre Mitarbeiter.
› Schaffen Sie Handlungsspielräume für Ihre Mitarbeiter.
› Kommunizieren Sie klare Ziele und Erwartungen an Ihre Mitarbeiter.
› Fragen Sie regelmäßig die Aufgaben-Prioritäten Ihrer Mitarbeiter ab.
› Verteilen Sie Arbeitsaufgaben gleichmäßig und überlegt.
› Loben und Danken Sie Ihren Mitarbeitern.
› Äußern Sie Wertschätzung gegenüber Ihren Mitarbeitern.
› Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mitarbeiter.
› Seien Sie erreichbar für Ihre Mitarbeiter.
› Seien Sie ansprechbar für Ihre Mitarbeiter.
› Führen Sie mit der „Philosophie der offenen Tür“.
› Äußern Sie Kritik konstruktiv und im „4-Augen-Gespräch“.
› Seien Sie für Konflikte im Team sensibel.
› Sprechen Sie Konflikte an und tragen Sie zu einer Lösung bei.
› Denken Sie an an Geburtstage und Jubiläen Ihrer Mitarbeiter und gratulieren Sie ihnen.
› Führen Sie regelmäßige Teammeetings durch.
› Schicken Sie kranke Mitarbeiter nach Hause.
› Sprechen Sie Mitarbeiter nach Rückkehr aus einer Erkrankung an und fragen Sie nach dem Befinden.

Nur eine Führungskraft, die sich selbst gesund führt kann auch ihre Mitarbeiter gesund führen und somit zu einer deutlichen Stressreduktion beitragen.

Autor: Stefan Buchner (Master of Public Health & Dipl.-Erwachsenenpädagoge)

 

♦ Führungskräfte für gesunde Mitarbeiterführung fit machen

» Führungskräfte-Training: „Gesund Führen I – Der gesunde Führungsstil“ «

» Training: „Krankenrückkehrgespräche – Dialog mit Fingerspitzengefühl“ «

» Praxis-Seminar „Work-Life-Balance – Alles unter einen Hut bekommen“ «

 

Stress und Burnout im Unternehmen – Die Rolle von Betrieblichem Gesundheitsmanagement

Stress und Burnout im Unternehmen – Was kann das Betriebliche Gesundheitsmanagement leisten, damit die Mitarbeiter weniger stressbelastet sind?
Kaum ein Thema wurde in der letzten Zeit so intensiv diskutiert, wie Stress und Burnout am Arbeitsplatz. Zwar wird in der Politik über eine sogenannte Anti-Stress-Verordnung diskutiert. Diese ist allerdings sehr umstritten. Allen Beteiligten ist dabei klar, dass gegen Stress nur Prävention hilft. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement nimmt eine entscheidende Rolle ein. Gut strukturierte Arbeitszeiten und-abläufe, aber auch ein auf Vertrauen basierendes Betriebsklima stehen im Mittelpunkt. Mit diesen Bereichen wird sich der folgende Beitrag intensiver beschäftigen.

 

Was ist Stress eigentlich und wie äußert er sich?

Stress gehört mittlerweile zu den größten Belastungen in der Arbeitswelt und durchzieht alle Berufszweige und Hierarchieebenen. Dies ergaben zahlreiche Studien. (z.B. Stressreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2012). Zu den Hauptursachen gehören demnach vor allem das gleichzeitige Erledigen verschiedener Tätigkeiten, Termindruck oder Unterbrechungen im Arbeitsfluss. Auch private Probleme sollten nicht außer Acht gelassen werden. Die Folge dessen ist, dass viele Arbeiten nicht rechtzeitig fertig werden und dadurch weiterer Druck entsteht. Generell gehört Stress zu den psychischen Belastungen bzw. Erkrankungen. Er hat aber auch Auswirkungen auf den kompletten Körper. Stress kann daher nachweislich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt führen. Bluthochdruck, Magenprobleme oder Hauterkrankungen gehören ebenfalls zu den Symptomen.

 

Wie erkennen Sie arbeitsplatzbedingten Stress beim Mitarbeiter?

Stress gehört zu denjenigen Belastungen, die vor allem individuell zu betrachten sind und von jeder Arbeitsperson anders wahrgenommen wird. Es bestehen daher keine allgemeinen Richtwerte, so wie es bei physischen Belastungen und Gefährdungen (z.B. Lärm) der Fall ist. Allerdings gibt es einige Anzeichen, die sowohl die Arbeitsperson selbst als auch seine Umgebung schnell und einfach registrieren können. Hierzu zählt vor allem:

•    Abnahme der Leistungsfähigkeit.
•    Vermehrte Krankschreibungen und Fehltage.
•    Vermehrter Konsum von Medikamenten oder Alkohol.
•    Schlechte Werte beim betrieblichen Gesundheitscheck.
•    Unkontrolliertes, teils auch aggressives Verhalten.
•    Allgemeine Unzufriedenheit bis hin zu depressivem Verhalten.
•    Arbeiten auch in den Pausen oder in der Freizeit. („Der Auftrag muss ja fertig werden“)

 

Mitarbeiter zum Stress befragen

Darüber hinaus kann eine gezielte Umfrage unter den Beschäftigten weitere Erkenntnisse bringen. Ein solcher Fragebogen sollte stets vertraulich und anonym sein. Zu den Kernfragen zählen hierbei, ob die Arbeitsperson:

•    oft Termindruck hat und in Zeitnot gerät.
•    viel Verantwortung trägt und delegieren muss.
•    in Konkurrenz zu anderen steht.
•    oft in ihrer Arbeit unterbrochen wird (z.B. durch Anrufe, E-Mails, Kollegen).
•    äußere Faktoren wie Licht, Lärm oder Dreck als stark belastend empfindet.
•    mit der jetzigen Arbeitssituation zufrieden ist.
•    sich jeden Tag mit vielen neuen Informationen und Aufgaben auseinander setzen muss.
•    geregelte Arbeitszeiten und Pausen nicht einhält.
•    oft erschöpft ist und mit körperlichen Beschwerden, wie Kopfschmerzen, zu kämpfen hat.
•    bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Bluthochdruck oder Herzrasen, hat.
•    private Probleme derzeit im Vordergrund stehen.

Je mehr Fragen mit Ja beantwortet werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Arbeitsperson unter Stress leidet und hier Handeln gefragt ist. Ansonsten kann sich die Stressspirale ungehindert weiter drehen, bis der Burnout eintritt.

 

Burnout: Wenn gar nichts mehr geht

Für die einen ist eine Modeerscheinung, für die anderen ein ernst zu nehmendes Thema. Burnout gehört sicherlich zu den Begriffen, die in den letzten Monaten besonders häufig durch die Medien gegeistert sind. Das sogenannte „Ausgebrannt-Sein“ führt dazu, dass betroffene Personen einen starken emotionalen Erschöpfungszustand erleben, der zu Leistungsunfähigkeit, Depressionen, körperlichen Beschwerden und auch Aggressivität führt. Burnout Patienten sind nicht mehr in der Lage, ihrer normalen Arbeit nachzugehen. Es ist daher wichtig, frühzeitig zu handeln. Dabei spielt eine Kultur des Vertrauens im Betrieb eine maßgebliche Rolle. Arbeitnehmer, egal in welcher Hierarchieebene, müssen in der Lage sein, über bestimmte Anzeichen sprechen zu können. Nur so lassen sich eine Verschlimmerung des IST-Zustandes und damit ein Burnout verhindern.

 

Erste Maßnahmen, um Stressfaktoren am Arbeitsplatz zu reduzieren

Zu dem größten Stressfallen gehören sicherlich eine schlecht strukturierte Arbeitsorganisation und ein schlechtes Betriebsklima. Dabei gibt es einige Maßnahmen, die gestresste Mitarbeiter sofort entlasten können. Hierzu gehören vor allem:
•    Erreichbare Ziele festlegen, die genügend Freiraum und ein schafbares Arbeitspensum ermöglichen.
•    Arbeitszeiten und Pausen einhalten und Arbeitsunterbrechungen minimieren.
•    Erreichbarkeit nur während der Arbeitszeiten
•    E-Mail-Weiterleitung und Anrufe sind nur kurz vor und nach der Arbeit noch möglich.
•    E-Mails nur in dafür vorgesehenen Zeiten bearbeiten.
•    Angenehme Arbeitsumgebung schaffen, die vor Lärm, Störungen & anderen Stressfaktoren schützt.
•    Anlaufstelle gegen Stress einführen.

Darüber hinaus ist die Arbeitsperson selbst gefordert. Sie muss lernen, bestimmte Situationen richtig einzuschätzen. Hierbei kann z.B. ein spezielles Stress-Coaching helfen, welches vom Betrieb aus angeboten wird.

 

Ausblick: Werden wir alle bald stressfrei?

Klar ist, dass sich Stress in manchen Situationen einfach nicht vermeiden lässt. Dafür ist die Arbeitswelt mittlerweile viel zu schnell und komplex geworden. Allerdings können viele kleine Maßnahmen dafür sorgen, den normalen Arbeitsalltag stressfrei zu gestalten. Das BGM übernimmt hierbei eine sehr wichtige Rolle bei der Verbesserung der Arbeitsorganisation, dem Betriebsklima und dem Coaching der Arbeitsperson, um Stress zukünftig zu vermeiden.

 

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Wissenschaftliche Literaturübersicht

– American Psychological Association (APA). Coping with stress at work. Zugriff am 19.Mai 2015 unter www.apa.org/helpcenter/work-stress.aspx
– McGregor, B.A. & Antoni M.H. (2009). Psychological intervention and health outcomes among women treated for breast cancer: a review of stress pathways and biological mediators. Brain, Behaviour and Immunity, 23, 160.
– Nerdinger, F.W., Blickle, G. & Schaper, N. (2008). Arbeits- und Organisationspsychologie. Heidelberg: Springer.
– Schubert, C. (2011). Psychoneuroimmunologie und Psychotherapie. Stuttgart: Schattauer.

 

Video: Can stress kill you? – Kann Stress töten?

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Untypische Arbeitszeiten & ständige Erreichbarkeit

Welche Auswirkung haben atypische Arbeitszeiten und ständige Verfügbarkeit auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern?

In den letzten Jahren hat sich die Erreichbarkeit für den Job durch technische Weiterentwicklungen enorm verändert. Die WAZ schreibt im Juli 2013, dass jeder Zweite im Urlaub für den Job erreichbar sei. Die Zeit beschreibt das Smartphone als „Jobfessel“. Und der DAK Gesundheitsreport 2013 zeigt, dass mehr als jeder Dritte durch Kollegen oder Vorgesetzte auch in der Freizeit erreichbar ist. Folgen sind Schlaflosigkeit, Erschöpfung und fehlende Erholung (Dettmers, 2012).

Erreichbarkeit durch Kollegen und Vorgesetzte – „Sind Sie außerhalb der Arbeitszeit für Ihre Vorgesetzten oder Kollegen erreichbar?“ (Quelle: DAK Gesundheitsreport 2012, N=3.064)

Zahlreiche Studien belegen die beeinträchtigende Wirkung von Rufbereitschaft auf die mentale und physische Gesundheit (z.B. Nicol & Botterill, 2004; Malmberg et al., 2007; Ware et al., 2006; Pilcher & Coplen, 2000). Im folgenden Artikel soll auf die Folgen von ständiger Verfügbarkeit und atypischen Arbeitszeiten auf physischer und psychologischer Ebene eingegangen werden. Abschließend werden praktische Empfehlungen gegeben, wie mit dieser neuen Art von Belastung umgegangen werden kann.

Nach dem Modell von Meijman, Mulder und Dormolen (1992) zu Arbeitszeiten und Erholung folgt den Arbeitsanforderungen und Belastungen eine Art von Bewältigung, die sich durch physische Anstrengung, Konzentration oder Emotionsregulation ausdrücken kann. Dieser physische und mentale Energieverbrauch hat eine Ermüdung zur Folge. Um die Ressourcen wieder aufzufüllen, ist eine Pause erforderlich. Nur so kann es zur Erholung kommen. Voraussetzungen für eine wirksame Erholung sind ausreichende Zeiten, erholungsfördernde Aktivitäten wie Sport oder soziale Begegnungen. Erfährt das Individuum Relaxation, psychological Detachment, personal Mastery und Control in der Erholungsphase, ist die Wahrscheinlichkeit für eine effektive Erholung nach Dettmers (2012) sehr hoch.

 

Entgrenzung und Flexibilisierung der Arbeitszeiten

Atypische Arbeitszeiten wie Schichtarbeit oder Wochenendarbeit können die soziale Synchronisation stören und die Freizeitgestaltung einschränken. Entgrenzte und flexible Arbeitsformen wie Telearbeit oder ständige Erreichbarkeit können die Freizeit entwerten, da die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Folgen davon können sich in fehlender Entspannung und erschwertem Abschalten ausdrücken (Dettmers, 2012).

In einer Querschnittsstudie von Dettmers (2012) zur Auswirkung von ständiger Verfügbarkeit auf das Wohlbefinden mit insgesamt 344 Personen aus verschieden Branchen zeigte sich, dass Verfügbarkeit außerhalb der festgelegten Arbeitszeiten eine signifikante Auswirkung auf schlechtere Werte in emotionaler Erschöpfung mit sich bringt. Darüber hinaus können mit höheren Werte in Irritation, im Work-Family-Conflict und niedrigen Werten in Erholungserfahrung gerechnet werden. In einer Folgestudie untersuchte Dettmers (2012) anhand eines Tagebuchdesigns die Moderatoreffekte von ständiger Verfügbarkeit auf das Wohlbefinden. Berechnungen ergaben, dass besonders das eingeschränkte Kontrollbedürfnis und das fehlende Abschalten die meiste Varianz der sinkenden Werte im Wohlbefinden erklären können.

Um die Frage zu beantworten, wie praktische Implikationen aussehen können, um mit dieser Art von Belastungen besser umgehen zu können, ist es sinnvoll sich weitere Moderatoreffekte näher anzuschauen. Es zeigte sich, dass die Arbeitsbedingungen bei möglichen Arbeitseinsätzen und die Organisation der Verfügbarkeit die negativen Folgen auf das Wohlbefinden der Betroffenen stark beeinflussen (Dettmers, 2012). So können nach Dettmers (2012) soziale Unterstützung und Handlungsspielraum in der Arbeitsorganisation sowie eine Regelmäßigkeit und Vorhersehbarkeit der Verfügbarkeit die negativen Folgen für das Wohlbefinden abpuffern. Auch die Bewertung der Arbeit und die Persönlichkeit spielen eine Rolle für die Intensität der Auswirkungen. Ist beispielsweise die wahrgenommene Notwendigkeit hoch und verfügt die betroffene Person über eine ausgeprägte Selbstwirksamkeit, verringern sich die negativen Folgen für das Wohlbefinden.

 

Checkliste: 6 Praktische Tipps für Unternehmen, Mitarbeiter und Führungskräfte zum besseren Umgang mit Arbeitszeiten und Verfügbarkeit

1. Überprüfung der Notwendigkeit von ständiger Verfügbarkeit
2. Definition von „heiligen Zeiträumen“: Zeit für Familie, Freunde, Urlaub
3. Einfluss von Verfügbarkeit auf Erholungsphasen zurück drängen
4. Trotz Verfügbarkeit die Freizeitgestaltung wie gewohnt fortsetzen
5. Auf die eigene Fähigkeit achten ob:

a. mentales Abschalten gelingt
b. es zu Entspannung kommt
c. die Freizeit frei gestaltet werden kann
d. herausfordernde Aktivitäten unternommen werden

6. Reflektion und Gestaltung der eigenen Organisationsformen mit Hilfe von Kollegen und Vorgesetzten

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der technische Wandel die tägliche Arbeit nicht nur erleichtert, sondern auch Herausforderungen mit sich bringt. Diese Herausforderungen sollten bewusst wahrgenommen und analysiert werden. Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Verfügbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten lassen sich hauptsächlich durch fehlendes Abschalten und der entzogenen Kontrolle in der Freizeitgestaltung erklären. Diese Effekte können jedoch durch die Organisation der Arbeit und der Verfügbarkeit beeinflusst werden. Implikationen für Betroffene könnten außerdem im Rahmen von Gesundheitsmanagement in Unternehmen praktiziert werden, um Betroffenen zu helfen.

 

Autorin: Linda-Marlen Leinweber, Psychologin (BA), Schwerpunkt: Arbeits-, Ingenieurs- und Organisationspsychologie


Quellen:
Bamberg, E., Dettmers, J., Funck, H., Krähe B. & Vahle-Hinz, T. (2012). Effects of On-Call Work on well-being: Results of a Daily Survey. Applied Psychology: Health and Well-Being, 4, p. 299-320.

Dettmers, J., Vahle-Hinz, T., Friedrich, N., Keller, A., Schulz, A. & Bamberg, E. (2012).
Entgrenzung der täglichen Arbeitszeit – Beeinträchtigungen durch ständige Erreichbarkeit bei Rufbereitschaft. In B. Bandura (Hrsg.), Fehlzeiten-Report 2012, Gesundheit in der flexiblen Arbeitswelt: Chancen nutzen – Risiken minimieren, S. 53-60. Heidelberg/Berlin: Springer.

Hageman, T. (2012). Wenn das Smartphone zur Jobfessel wird. Die Zeit. http://www.zeit.de/karriere/beruf/2010-07/ankuendigung-zon-talk-arbeitssucht
Studien von Dettmers 2012 sind aus dem Gastvortrag von Herrn Prof. Dr. Dettmers an der Humboldt Universität zu Berlin am 4.12.2012 entnommen (pre-print).

 

Psychische Gesundheit durch Business-Meditation am Arbeitsplatz fördern

Business-Meditation erhöht die Konzentration und steigert die Leistungsfähigkeit. Mit dieser Beschreibung empfiehlt sich diese Maßnahme im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Zudem trägt die Meditation zum kurzfristigen Stressabbau bei und vermindert somit die Gefahr von Stressbelastungen und senkt bei regelmäßiger Durchführung die Gefahr eines Burnouts. In Amerika gehört Meditation am Arbeitsplatz bereits seit vielen Jahren zum ganz normalen Arbeitsalltag.

Warum Meditation am Arbeitsplatz häufig belächelt wird

Viele Leute, die von Meditation hören, haben sofort eine fernöstliche Religion im Hinterkopf. Aber ist dies Meditation? Nein! Vielmehr ist dies die Meditation, wie sie in Filmen und Büchern dargestellt wird. Die eigentliche Technik, mit der die Seele entspannt und Stress abgebaut werden kann, hat mit dieser Schilderung praktisch nichts zu tun.

Dies stellt das Unternehmen zunächst vor ein Problem. Denn bevor Kurz-Meditation sich in der Firma durchsetzen kann, muss Akzeptanz geschaffen werden. Hier ist es immer hilfreich, wenn die Führungskräfte mit positivem Beispiel vorangehen und z.B. selbst Entspannungsübungen praktizieren und darüber reden.

Was Business-Meditation am Arbeitsplatz bewirken kann

Meditation ist keine Entspannungstechnik, die es erst seit kurzer Zeit in Deutschland gibt. Seit nun über 80 Jahren wird diese Technik in zahlreichen Studien untersucht. Die positiven Effekte sprechen für sich:

  •    Die Sauerstoffaufnahme erhöht sich.
  •    Die Herzfrequenz sinkt.
  •    Der Blutdruck sinkt.
  •    Stresshormone, wie Kortisol oder Adrenalin werden nachweislich abgebaut.
  •    Schlaflosigkeit konnte in drei von vier Fällen kuriert werden.
  •    Das Selbstbewusstsein wird gestärkt.
  •    Die Atemfrequenz beruhigt sich.
  •    Dauerhafte Reduzierung der Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes.

Wichtig sind aber nicht nur die positiven Effekte der Meditation. Denn diese Maßnahme kann sich innerhalb eines Unternehmens durchaus als umstritten herausstellen. Auch wenn die Studien von positiven Effekten berichten, werden nicht gleich alle Angestellten begeistert in das Verharren verfallen. Vielmehr kann es zu Auseinandersetzungen von Personen kommen, die diese Maßnahme unterstützen und die diese als Humbug abtun. Es ist Aufgabe der Führung eine solche Entwicklung festzustellen und Akzeptanz dafür zu schaffen.


Anleitung für eine kurze Atem-Meditation am Arbeitsplatz

Suchen Sie sich einen Ort und Zeitpunkt in dem Sie 5-10 Minuten ungestört sind. Nehmen Sie eine bequeme Sitzhaltung ein und schließen Sie die Augen. Legen Sie Ihre beiden Hände auf Ihren Bauch und atmen Sie tief ein. Atmen Sie lang wieder aus und spüren Sie wie sich Ihre Bauch dabei auf und ab bewegt. Wiederholen Sie diese Übung ca. 5-10 Minuten und spüren Sie, wie Sie sich danach fühlen.

Mehr ist für dafür nicht notwendig. Die Einfachheit der Umsetzung macht sie zur optimalen Maßnahme zur Anwendung am Arbeitsplatz. Sie kann in einem separaten Ruheraum aber auch direkt am Arbeitsplatz durchgeführt werden, wenn Sie dort abschalten können. Hauptbestandteil der Übungen liegt darin, den Kopf frei zu bekommen. Dazu werden nachfolgend zwei Techniken in Kürze vorgestellt.

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